Münze: Denar des Römischen Kaiserreichs, geprägt in Rom zur Zeit von Kaiser Galba (68–69 n. Chr.)

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Vs.: Umschrift: «IM[P SER GAL]BA – CAESAR AVG» (Imperator Servius Galba Caesar Augustus). In Perlkreis Porträtkopf von Kaiser Galba mit Lorbeerkranz (Symbol des Sieges und Ruhmes),nach rechts.
Rs.: Umschrift: «DIVA – AVGVSTA». In Perlkreis stehende Livia Drusilla, Ehefrau von Kaiser Augustus, ein langes Zepter (Symbol für die Herrschaft) in der Linken und die Patera (Opferschale, ein Sakralinstrument, Symbol der Pietät gegenüber den Göttern) in der Rechten haltend.
Das Münzbild auf der Rückseite zeigt das Ganzkörperporträt von Livia Drusilla (58 v. Chr.–29 n. Chr.), kurz Livia genannt. Sie war die dritte Ehefrau von Kaiser Augustus (Gaius Oktavius), dem ersten römischen Kaiser. Als erste Frau führte sie den Titel «Augusta». Ihr Enkel Claudius erhob sie 42 n. Chr. zur Diva Augusta (Göttliche Kaiserin).
Sie soll Lucius Livius Ocella Servius Sulpicius Galba (3 v. Chr.–69 n. Chr.), den späteren Kaiser Galba gefördert und ihn testamentarisch bedacht haben. Dies könnte der Grund sein, weshalb Galba ihr Bildnis prägen liess.
Zudem steht diese Darstellung der Diva Augusta in der Tradition der Münzbilder, die von den Kaisern Tiberius und Claudius ausgegeben wurden. Somit stellte Kaiser Galba Kontinuität zwischen den iulisch-claudischen Herrschern und ihm her, um Herrschaftslegitimation zu deklarieren, da er kein Nachkomme dieser Dynastie war.

Das antike Exemplar war im Besitz der Kantonsschule Frauenfeld, die 1853 eröffnet wurde und im 19. Jh. eine Sammlung pflegte, die neben botanischen, zoologischen und ethnografischen auch numismatische Stücke umfasste. Letztere kuratierte der Kantonsschullehrer Josef Büchi (1849–1921), Altphilologe, Althistoriker und Aktuar des Historischen Vereins des Kantons Thurgau, der die Münzensammlung inventarisierte und dazu den ersten Münzkatalog verfasste, in welchem um die 200 Einzelstücke neben der summarischen Registrierung der 155 im Schaarenwald bei Schlatt ausgegrabenen Exemplare beschrieben sind.
68–69 n. Chr.
D. 18.1 mm
Silber, Prägung
T 34606
Josef Büchi, Münzinventar, 1893?, S. 47, Nr. 1.

Gustav Büeler, Joseph Büchi (Nachruf) (Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Bd. 60), 1921, S. 92–94.

Harold Mattingly, Edward Allen Sydenham, Vespasian to Hadrian (The Roman Imperial Coinage, Bd. 2), London 1926, Nr. 189.

Markus Mayer, Numismatisch-Ikonographische Untersuchungen zur Kommunikation und Selbstdarstellung des flavischen Kaiserhauses, Dissertation Universität Augsburg, 2010, S. 151–152.
Schlagwörter: Numismatik, Herrschaft, Porträt, Symbol