Münze: Sesterz des römischen Kaiserreichs, geprägt in Rom zur Zeit von Kaiser Commodus (180–192 n. Chr.) für seine Ehefrau Crispina

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Vs.: Umschrift: «CRISPINA – AVGVSTA». In Linienkreis die drapierte Porträtbüste der Crispina nach rechts.
Rs.: Umschrift: «[SA] – L[VS]». Sitzende Salus nach links, mit der Patera (Opferschale, ein Sakralinstrument, Symbol der Pietät gegenüber den Göttern) in der rechten Hand eine sich um den Altar windende Schlange (Symbol der Heilskraft) fütternd, flankiert von «S – C» (Senatus Consultum) (auf Beschluss des Senats).
Bruttia Crispina, die Tochter eines hohen römischen Militärs und Konsuls, heiratete 178 n. Chr. Lucius Aurelius Commodus, den Sohn des regierenden Kaisers Marc Aurel. Noch zu Lebzeiten ihres Schwiegervaters wurde sie zur Augusta erhoben. Dieser Titel, der die Kaisergattin auszeichnet, benennt die Umschrift auf der Vorderseite. Die vorliegende Münze lässt die Frisur von Crispina kaum erkennen. Besser erhaltene Sesterze zeigen die typische römische Frauenhaartracht der Zeit mit einer Reihe kleiner Haarrollen, welche die Stirn wie ein Diadem rahmen, daran schliessen sich nach hinten gelegte grössere Rollen an, die bis zum geflochtenem Knoten auf dem Hinterkopf reichen. In ihrer Aufmachung lehnte sich Crispina an ihre Vorgängerin an, womit das Münzbild politische Kontinuität und Stabilität ausdrückte. Auf der Rückseite der Münze ist Salus, die verkörperte Gottheit der Gesundheit, des Heils und der Wohlfahrt des Staats abgebildet, womit der Kaiser eine friedvolle Zeit mit Hilfe dieser Gottheit verkünden wollte. Um 181/182 n. Chr., ein Jahr nach der Inthronisierung von Kaiser Commodus, kam es zu einer Verschwörung gegen den Kaiser, in die seine Ehefrau womöglich verstrickt war, da sie kurz danach auf die Insel Capri verbannt wurde. Ihr Porträt erscheint von nun an auf keinen Münzen mehr.

Das antike Exemplar war im Besitz der Kantonsschule Frauenfeld, die 1853 eröffnet wurde und im 19. Jh. eine Sammlung pflegte, die neben botanischen, zoologischen und ethnografischen auch numismatische Stücke umfasste. Letztere kuratierte der Kantonsschullehrer Josef Büchi (1849–1921), Altphilologe, Althistoriker und Aktuar des Historischen Vereins des Kantons Thurgau, der die Münzensammlung inventarisierte und dazu den ersten Münzkatalog verfasste, in welchem um die 200 Einzelstücke neben der summarischen Registrierung der 155 im Schaarenwald bei Schlatt ausgegrabenen Exemplare beschrieben sind.
180–182 n. Chr.
D. 31.2 mm
Aes, Prägung
T 34702
Josef Büchi, Münzinventar, 1893?, S. 19, Nr. 53.40.

Gustav Büeler, Joseph Büchi (Nachruf) (Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Bd. 60), 1921, S. 92–94.

Harold Mattingly, Edward Allen Sydenham, Antoninus Pius to Commodus (The Roman Imperial Coinage, Bd. 3), London 1930, Nr. 672.

Ursula Kampmann, Die Münzen der römischen Kaiserzeit, 2. Auflage, 2011, S. 188, 200.

Anja Schulz, Münzprägungen für Kaiserfrauen unter Commodus,
Universität Potsdam, Historisches Institut. https://www.altegeschichte.uni-osnabrueck.de/Kaiserfrauen-auf-Muenzen/faustina-minor%20pius.html, aufgerufen am 02.04.2025.
Schlagwörter: Numismatik, Herrschaft, Porträt, Symbol, Mythologie, Allegorie