Musterbuch: Katalog mit einer Zusammenstellung textiler Erzeugnisse aus der Kattundruckerei und Türkischrot-Färberei, gesammelt von Heinrich Fügli

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Grossformatiges gebundenes Buch mit Kartondeckeln, die mit marmoriertem Papier beklebt sind. Buchrücken mit Leder überzogen. Rechtes Vorsatzblatt mit Etikette: «Muster der Kattundruckerei & Türkischroth-Färberei der Fabriken Frauenfeld & Islikon von den Jahren 1767–1874 gesammelt von Heinr. Fügli 1892».
Exakt aufgeklebte Stoffmuster in mit Bleistift vorgezeichneten Feldern. Die Muster auf glattem dichtem Baumwollstoff in Leinwandbindung (Kattun) zeigen Rapporte mit floralen und geometrischen Motiven. Es handelt sich um Dekore für Bordüren, Eckbordüren und Flächenmuster. Weitere Sujets sind Harlekin, Hund und Katze, Pferde, Vogel mit Nest sowie drei Matrosen mit Schiffen, welche beliebte Genredarstellungen auf Schnupf- und Kopftüchern waren.
Die Muster sind wohl chronologisch eingeklebt. Sie weisen im vorderen Teil des Buches Motive auf leuchtend rotem Grund auf, die ins späte 18. Jh. und in die 1. Hälfte des 19. Jhs. zu datieren sind. Im hinteren Buchteil werden die Darstellungen schlichter und die Farben dunkler und gedämpft (Blau, Grau, Braun, Orange). Zudem sind diese Stoffe gewachst, was auf das spätere 19. Jh. hindeutet, da vermutlich künstliche Farben verwendet wurden. Somit wären diese Dekore ab 1867 zu datieren, da ab dieser Zeit die BASF (Badische Anilin- und Sodafabrik) synthetische Farben produzierte.

Den Stoffmustern lagen Entwürfe zugrunde, welche sogenannte Dessinateure mit Deckfarben auf Papier malten. Die Vorlagen wurden auf den Druckstock übertragen, damit in einem weiteren Schritt das Muster in das harte Holz geschnitzt und geschnitten werden konnte.
1894 erwarb das Kunstgewerbemuseum Zürich das Buch zusammen mit einem weiteren Exemplar für je CHF 6.– bei Heinrich Fügli aus Altstetten bei Zürich. Fügli sammelte Stoffstücke mit gedruckten Mustern. Nützlich war ihm dabei der Kontakt zu Johannes Hanhart-Solivo, dem Leiter der Rotfarb in Frauenfeld und Besitzer der Türkischrot-Färberei in Dietikon. Hanhart legte selber eine Mustersammlung mit Stücken aus verschiedenen Zeugdruckereien an, die er an Fügli veräusserte. Dieser stellte in der Folge mehrere Stoffkataloge zusammen, die er feilbot. Das Inventarbuch des Kunstgewerbemuseums Zürich hält fest, dass beide Musterbücher 1897 an die Textilsammlung abgegeben wurden, worunter vermutlich die textile Vorlagesammlung für die Studierenden der Kunstgewerbeschule Zürich gemeint war. Albert Knoepfli erwähnt hierzu in seinem Aufsatz «Die Sulzersche Rotfarb und Kattun-Druckerei zu Aadorf», S. 24, «[...] entdeckten wir doch im Zürcher Kunstgewerbemuseum die verloren geglaubten Muster-Collectionen der Islikoner und Frauenfelder Druckereien und Färbereien.» Sollte es sich um die Bücher handeln, die sich heute im Historischen Museum Thurgau und im Greuterhof in Islikon befinden, waren diese 1951 noch im Besitz des Kunstgewerbemuseums Zürich, unter deren Dach sich die Kunstgewerbeschule befand. Ein weiteres Exemplar verkaufte 1906 Fügli dem Schweizerischen Nationalmuseum.
Fraglich bleibt, ob die 248 eingeklebten Stoffe einzig aus den Textildruckereien in Islikon und Frauenfeld stammen, da wenige Muster im Buch nachweislich auch in der Rotfarb von Diessenhofen gedruckt wurden.
Textilfärberei und Druckerei Greuter (um 1765–1880), um 1765 in Kefikon, ab 1777 in Islikon

Rotfarb Frauenfeld, Schlossmühle Färberei (1805–1881)
spätes 18. Jh./19. Jh.
H. 51, B. 36, T. 5 cm
Buch, gebunden; Leder; Papier, bedruckt; Baumwolle, bedruckt, auf Papier geklebt
T 20383
Schlagwörter: Handel, Gewerbe, Textilien, Bücher