Petschaft der Klosterfrauen in Tänikon: Siegelstempel des Zisterzienserinnenkonvents bei Aadorf, Siegelbild Maria mit Kind, mit Handhabe

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Vs.: «+ S: CONVENTVS: MON: - IN. TENNIKON. (Graveurzeichen)», spiegelverkehrt, Umschrift in gotischen Buchstaben, Kniebild der nimbierten und bekrönten Muttergottes mit nimbiertem Christuskind auf dem Arm, im Feld Rautenmuster, eingefasst von einer doppelten Kreislinie, unten die beiden Wappenschilde von Tänikon (Lilie) und des Zisterzienserordens (doppelt geschachteter Schrägbalken), welche die Umschrift unterbrechen; äussere Rahmung aus einem dichten Lorbeerkranz bestehend.
Rs.: Balustrierte eiserne Handhabe mit kugelförmigem, oben abgeflachtem Griff, welche sich nach unten verjüngt und in einen runden Fuss ausläuft, an welchem die silberne Siegelplatte gelötet ist.
Am Rand des Fusses und der Siegelplatte nachträglich eingeritzte X-förmige Markierung zur Ausrichtung des Siegelstempels beim Siegeln.
Das Zisterzienserinnenkloster Tänikon wurde um 1249 von den Herren von Bichelsee gestiftet. 1848 durch die Thurgauer Regierung aufgehoben, schlossen sich in den folgenden Jahren die Nonnen von Tänikon, Kalchrain und Feldbach zur neuen Klostergemeinschaft Mariastern in Gwiggen im österreichischem Vorarlberg zusammen.

Als Schutzpatronin des Zisterzienserordens hat die Darstellung der Muttergottes mit Kind auf Petschaften dieses Ordens weite Verbreitung gefunden, so etwa auch auf der Petschaft des Zisterzerzienserinnenklosters Kalchrain (Mc 111).

Der schräg verlaufende doppelt geschachtete Balken im kleinen Wappenschild unterhalb der Muttergottes auf der Siegelplatte wird in der Forschung häufig als Bernhards- oder Zisterzienserbalken bezeichnet und findet sich auf den meisten Wappendarstellungen des Zisterzienserordens oder dessen Angehöriger. Er nimmt Bezug auf das angebliche Wappen Bernhards von Clairvaux, einem doppelt geschachteten Schrägbalken (schachbrettartig unterteilter Streifen) in den Farben Rot und Weiss auf schwarzem Grund.
17. Jh.
L. 8, D. 4.2 cm
Eisen, gegossen, geschmiedet; Messing, graviert
Mc 115
Conrad Kuhn, Geschichte der thurgauischen Klöster, Die thurgauischen Frauenklöster (Thurgovia Sacra, Bd. 3), Frauenfeld 1883, S. 375–416.

H. G. Ströhle, Wappen des Zisterzienserinnenstiftes Mariastern im Voralberg, in: Schweizerisches Archiv für Heraldik, Bd. 37, 1923, S. 112–115.

Herbert Zehnder, Tänikon, Gerichtstätte, Zisterzienser Frauenkloster, Gerichtsherrschaft, Kirchgemeinde, Forschungsanstalt, Winterthur 1992.
Schlagwörter: Herrschaft, Kloster, Kunsthandwerk, Kommunikation, Heraldik