Petschaft: Ovaler Siegelstempel der Verwaltungskammer des Kantons Thurgau, mit Handhabe

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Vs.: «HELVETISCHE REPUBLICK», spiegelverkehrt, Wilhelm Tell in «altschweizerisch-vaterländischer Tracht» (Söldnerkleidung mit geschlitzten Beinkleidern und geschlitztem Wams) mit Federhut, Schwert und Köcher nimmt seinen Sohn Walter in die Arme, der den mit einem Pfeil durchschossenen Apfel in die Höhe hält, daneben Armbrust an Baumstumpf mit frisch austreibendem Eichenzweig gelehnt, darunter zweizeiliger Schriftzug: «VERW: KAMMER / D: C: THURGAU», spiegelverkehrt. Aussen ovale Perlrahmung.
Rs.: Handhabe aus einem hohen, zylinderförmigen hölzernen Griff, welcher unten in ein Schraubgewinde übergeht, an welchem die ovale Siegelplatte aus Kupfer mit einem Dorn befestigt ist. Die Handhabe ist der obere Teil einer Aufbewahrungsdose, dessen unterer Teil fehlt. Oben am Griff nachträglich angebrachte kleine Einkerbung zur Ausrichtung der Siegelplatte beim Siegeln.

(Zur Darstellung Wilhelm Tells zur Zeit der Helvetik vgl. Balázs Kapossy).
Die Verwaltungskammer war das oberste Exekutivgremium auf Kantonsebene während der Helvetischen Republik (1798–1803). Sie bestand aus fünf Mitgliedern und unterstand dem Regierungsstatthalter, welcher der höchste Vertreter des Helvetischen Direktoriums (Regierung der Helvetischen Republik) auf Kantonsebene war. Das Gremium war verantwortlich für die kantonale Administration.

Das Münzkabinett Winterthur besitzt eine Sammlung aus Siegelabdrücken, geschnittenen Steinen und Medaillen von Vater Johann Aberli (1774–1851) und Sohn Jakob Friedrich Aberli (1800–1872), worunter sich das Siegel des Regierungsstatthalters des Kantons Thurgau aus der Zeit der Helvetik befindet. Es entspricht stilistisch und in der Darstellungsweise des Motivs dem hier vorliegenden Siegelstempel der Verwaltungskammer. Somit kann dieser Siegelstempel Johann Aberli aus Winterthur zugewiesen werden.
Aberli, Johann (1774–1851), Medailleur, Steinschneider und Petschaftstecher, Winterthur
1798–1803
L. 6, B. 3.1, H. 3.3 cm
Kupfer, graviert, punziert; Buchsbaumwurzelmaser, gedrechselt
Mc 157
Benedikt Zäch, Zwei Winterthurer Medailleure: Johann (1774–1851) und Friedrich Aberli (1800–1872), in: Schweizer Münzblätter, Bd. 46, 1996, S. 124–136.

Samuel Netzer, Diessenhofen in der Helvetik 1798–1803 (Diessenhofener Beiträge zur Geschichte und Kultur, Bd. 1), Diessenhofen 1998, S. 25.

Balázs Kapossy, 2.33 Freiheitsheld als liebevoller Vater, in: Zwischen Entsetzen und Frohlocken, Vom Ancien Régime zum Bundesstaat 1798–1848, Ausstellungskatalog, Bernisches Historisches Museum, Bern 1998, S. 91.

Andreas Fankhauser, Verwaltungskammer, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 25.02.2013. https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/026432/2013-02-25/, aufgerufen am 29.03.2023.

André Salathé, 4.2. Die Helvetik im Thurgau 1798–1803, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 22.05.2017. https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007393/2017-05-22/, aufgerufen am 24.08.2022.
Schlagwörter: Sphragistik, Kunsthandwerk, Staatliche Institutionen, Kommunikation, Justiz, Geschichte