Petschaft: Ovaler Siegelstempel des Erziehungsrats des Kantons Thurgau, mit Handhabe

zurück

Vs.: «Erziehungsrath / C: Thurgau.», spiegelverkehrt, in Kurrentschrift, obere Zeile in gotischer Schrift, untere Zeile in Antiqua. Aussen doppelte, ovale Linienrahmung.
Rs.: Handhabe aus achteckigem Schaft, mit abgesetztem, polygonalem Fuss, welcher zu einer ovalen Bodenplatte ausläuft.
Der während der Helvetik (1798–1803) bestehende Erziehungsrat im Kanton Thurgau wurde in der Mediation (1803–1813) vom zwölfköpfigen Schulrat abgelöst, dem die Aufsicht über das kantonale Schulwesen oblag. Dieses wurde in der Zeit der Restauration (1813–1831) nach konfessionellen Grundsätzen gestaltet, weshalb an die Stelle des Schulrats ein evangelischer sowie ein katholischer Administrationsrat traten. Die Regenerationsverfassung stellte das Schulwesen wieder unter staatliche Aufsicht und installierte mit dem Gesetz vom 17. Dezember 1831 einen neunköpfigen Erziehungsrat aus Mitgliedern beider Konfessionen als staatliche Aufsichtsbehörde, die dem Kleinen Rat unterstand. Der Erziehungsrat hatte jährlich einen Bericht zuhanden des Grossen Rats zu übermitteln. Zu den Hauptaufgaben des Erziehungsrats zählten neben der allgemeinen Aufsicht sowie Förderung auch die Verbesserung der Ausbildung angehender Lehrer. 1869 übernahm das Erziehungsdepartement die bisherigen Aufgaben des Erziehungsrats.

Die Gestaltung des Siegelstempels, insbesondere die Verwendung gotischer Buchstaben, lässt einen Entstehungszeitpunkt nach 1831 annehmen.
1831–1869
L. 4.7, B. 3.5, H. 3 cm
Eisen, gegossen, geschmiedet, graviert, punziert, poliert
Mc 28
Kantonsblatt, enthaltend die seit der Annahme der Verfassung vom Jahr 1831 erlassenen Gesetze, Dekrete und Verordnungen des Grossen und Kleinen Rathes des Eidgenössischen Standes Thurgau, Bd. 1, Frauenfeld 1832, S. 78–84.

René Schwarz, Schule und Erziehung, in: Albert Schoop u. a., Geschichte des Kantons Thurgau, Bd. 3, Frauenfeld 1992, S. 116–185, bes. 117–126.
Schlagwörter: Sphragistik, Kunsthandwerk, Staatliche Institutionen, Kommunikation, Bildungswesen, Kirche, Justiz