Petschaft: Ovaler Siegelstempel vermutlich der Psychiatrischen Klinik Münsterlingen, mit Handhabe

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Vs.: «. M . I .», unter der Bodenleiste, spiegelverkehrt, ovaler gevierter Wappenschild mit tingierten (mittels Schraffuren angegebene Farben) Wappenfeldern (abwechselnd gleichschenkliges, silbernes Kreuz auf rotem Grund und silbernes M auf blauem Grund) umgeben von Girlanden.
Rs.: Gedrechselter pilzförmiger Holzgriff mit ovalem leicht abgesetztem Fuss, an welchem die ovale Siegelplatte aus Kupfer mit einem ovalem Zwischenstück aus Messing befestigt ist.
Der viergeteilte Wappenschild erinnert in seiner Gestaltung an die Wappen der Münsterlinger Äbtissinnen aus dem 18. und frühen 19. Jh., wobei anstelle der Familienwappen in zwei der vier Vierteln nun ein silbernes «M» auf blauem Grund wohl für Münsterlingen erscheint, während das weisse Kreuz auf rotem Grund (Kloster Münsterlingen) weiterhin unverändert bestehen bleibt. Dieser starke Bezug zu Münsterlingen und die Anfangsbuchstaben «I M» unterhalb des Wappens könnten auf die 1840 in Münsterlingen eingerichtete Psychiatrische Klinik Bezug nehmen, welche damals offiziell als Irrenanstalt bezeichnet wurde. Somit könnte es sich bei diesem Petschaft um einen ersten Siegelstempel dieser Institution handeln.

In der Heraldik bezeichnet der Terminus Tingierung das Verfahren mittels Schraffuren oder Punktierungen die Wappenfarben bei farblosen Wappendarstellungen anzuzeigen. Die heute gültigen Regeln setzten sich erst im Laufe des 17. Jhs. durch, sodass zum Teil bei tingierten Wappendarstellungen aus dieser Zeit noch Abweichungen von den heutigen Regeln vorkommen können.
um 1840
L. 6.2, B. 2.2, H. 2.4 cm
Kupfer, graviert; Messing; Zwetschge, gedrechselt
Mc 154
Hermann Wille, Hundert Jahre Heil- und Pflegeanstalt Münsterlingen 1840–1940 (Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Bd. 80), 1944, S. 35–142.

Erich Trösch, Münsterlingen, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 08.10.2008. https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008171/2008-10-08/, aufgerufen am 18.01.2024.
Schlagwörter: Sphragistik, Kunsthandwerk, Staatliche Institutionen, Gesundheitswesen, Hygiene, Kommunikation, Justiz, Heraldik