Radschloss-Muskete, Vorderlader mit gravierter Jagdszene, Konstanzer Brandmarke und Lauf aus Suhl

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Runder glatter brünierter Lauf, hinteres Laufdrittel oktogonal. Übergang mit quer zum Lauf stehenden Rillen. Visier mit V-förmiger Kimme, Korn. Keine Garnitur, vermutlich ehemals mit Bändern versehen aufgrund der Löcher im Schaft. Geschwungener Abzugsbügel aus Blech mit spitzblättrig zulaufenden Enden. Spitz zulaufender Abzug.
Das nicht originale, da nicht passgenaue Schloss mit gravierter abgetragener Darstellung einer Jagd stammt von einer Jagdwaffe aus dem Ende des 17. Jhs. Die Szene zeigt zwei Jäger im Wald, der eine am Zielen, der andere mit einem Spiess bewaffnet und mit Hund, dazwischen ein Baum. Rechts davon ein noch fragmentarisch erkennbarer Reiter mit Schlapphut und wohl einem Sack auf seinem Rücken.
An der Schlosspfanne beweglicher Feuerschirm.
Hölzerner Ladestock fehlt. Volle kantige Schäftung in Form eines deutschen Jagdschafts (untere plattenartige Verbreiterung), mit Flachschnitzereien in Form von drei springenden Hunden und Baum, Bandel- und Rollwerk mit Blättern, geschuppten Dreiecken und Feldern mit spitzen Enden, alle Motive auf dunklem, wabenförmig gepunztem Grund sowie mit Linienrahmung. Langer schlanker Kolben mit kleinem Backenausschnitt links und geradem Abschluss

Auf Kolben Brandmarke von Konstanz (Konstanzer Wappen in Schild) und Nummer «10». Lauf mit zwei Punzen, eine davon (verschlagen) aus Spitzschild, darin Stiel mit Blättern und «HH» darüber (Marke des Büchsenmachers) und in querformatigem Feld vermutlich «SUL».
Das Radschloss ist eine Erfindung der Renaissancezeit (16. Jh.). Seine Zündung war zwar zuverlässiger als jene beim einfachen Luntenschloss, doch der komplexe Mechanismus war aufwändig in der Anfertigung und daher teuer und erforderte zudem grosse Sachkenntnis. Angeschürt wurde mit Pyrit (Schwefelkies).
Die gegen Endes des 16. Jhs. entwickelte Muskete zeichnete sich, aufgrund ihres glatten langen Laufs, durch eine hohe Mündungsgeschwindigkeit sowie eine gesteigerte Reichweite und Durchschlagskraft aus, weshalb sie im 18. Jh. die Hauptwaffe der Infanterie war. Die Zündung der Treibladung erfolgte mit einer Lunte (glimmende Zündschnur), später mit einem Radschloss- oder Steinschlossmechanismus.

In der Stadt Suhl, in der ehemaligen Grafschaft Henneberg in Südthüringen (DEU), wurden seit der 2. Hälfte des 16. Jhs. Waffen hergestellt. Ende des 17. Jhs. belieferten dortige Büchsenmacher die Heere Europas mit Gewehren und fertigten prunkvoll verzierte Jagdwaffen für den Adel an.
17. Jh.
L. 158 cm, Lauf L. 120.5 cm
Stahl, Eisen, Nussbaumholz
Wg 446
Bürgergemeinde Frauenfeld
Catalog (Inventarium), Thurgauische Historische Sammlung, Hinteres Kantonsschulgebäude 3. Stock in Frauenfeld (Weinfelden 1890), S. 59.

Peter H. Kunz, Technische Entwicklung der Feuerwaffe 1200 bis 1900, Eine Zusammenfassung der wichtigsten historischen und technischen Daten in Texten, Zeichnungen und Bildern, Zürich 2008, S. 196–197.
Schlagwörter: Hauswirtschaft, Freizeit, Jagd, Persönliche Accessoires, Waffen, Tier