Petschaft: Querovaler Siegelstempel der Aufsichtskommission der Kantonsschule des Kantons Thurgau, mit Handhabe

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Vs.: «AUFSICHTS=COMISSION», oben, spiegelverkehrt, Verdoppelungstrich über M, im Feld Fortsetzung der Umschrift «DER / KANTONS= / SCHULE / DES», spiegelverkehrt, unten, Ende der Umschrift «KANT. THURGAU .», spiegelverkehrt. Aussen ovale Rahmung aus Blätterkranz.
Rs.: Gedrechselter pilzförmiger Holzschaft mit doppelter Profilierung und flachem ausladendem Griff. Unten ovale Stempelplatte aus Messing, welche mittels eines Dorns und einer runden Messingmuffe am Fuss des Holzschafts befestigt ist.
Am 2. März 1847 beschloss der Thurgauer Grosse Rat, eine Kantonsschule in Frauenfeld einzurichten. Der ursprünglich geplante Start 1851 musste aufgrund politischer Widerstände um zwei Jahre verschoben werden und so wurde die Schule an der Promenade am 14. November 1853 feierlich eröffnet. Das Reglement der Aufsichtskommission für die thurgauische Kantonsschule vom 18. November 1853 schuf die gesetzlichen Grundlagen für den Schulbetrieb.

Das fünfköpfige Gremium, welches dem Erziehungsrat unterstellt war, führte die eigentliche Aufsicht über die unterschiedlichsten Belange der Kantonsschule. Hauptaufgabe war es, über die korrekte Umsetzung der verschiedenen Dekrete und Verordnungen des Regierungs- bzw. des Erziehungsrats betreffend die Kantonsschule zu wachen. Neben der Durchführung von Visitationen und der Aufsicht über das Konvikt (Schülerhaus), die Lehrmittel, Gerätschaften und das Gebäude der Kantonsschule selbst, hatte sie in Zusammenarbeit mit dem Lehrerkonvent eine Vielzahl administrativer Arbeiten zu erledigen. Neben Anträgen des Lehrerkonvents, die sie zu begutachten hatte, um sie danach an den Erziehungsrat weiterzuleiten, überprüfte sie jeweils den Lehrplan ebenfalls zu Handen des Erziehungsrats, setzte die Prüfungstermine fest und schrieb Gutachten zur Auszahlung von Stipendien oder dem Erlass von Schulgeldern.

Die Gestaltung der ovalen Rahmung ist identisch mit einer Reihe weiterer Siegelstempel (Mc 3, Mc 31 und Mc 35) aus der Sammlung des Historischen Museums Thurgau und lässt eine Zuweisung an den Winterthurer Medailleur und Petschaftstecher Jakob Friedrich Aberli als wahrscheinlich erscheinen.
Aberli, Jakob Friedrich, vermutlich (1800–1872), Medailleur und Petschaftstecher in Winterthur
um 1853
L. 7, B. 3.4, H. 2.7 cm
Messing, graviert, punziert; Buchsbaumholz, gedrechselt
Mc 170
Gesetzessammlung für den Kanton Thurgau, Zweite Hauptabtheilung, Kantonale Verhältnisse, Dritter Band, Frauenfeld 1866, Reglement für die Aufsichtskommission der thurgauischen Kantonsschule, 18. November 1853, S. 286–289.

René Schwarz, Schule und Erziehung, in: Albert Schoop u. a., Geschichte des Kantons Thurgau, Bd. 3, Frauenfeld 1992, S. 116–185, bes. 152–155.
Schlagwörter: Sphragistik, Kunsthandwerk, Staatliche Institutionen, Kommunikation, Bildungswesen, Justiz