Petschaft: Querovaler Siegelstempel des Strassen- und Baudepartements des Kantons Thurgau, mit Holzgriff

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Vs.: «CANTON THURGAU», spiegelverkehrt, rechteckige Schrifttafel mit gekappten Ecken und mehrzeiligem Schriftzug: «STRASSEN= / =BAU / DEPARTE= / =MENT (Rosette)», spiegelverkehrt. Aussen ovale Rahmung aus Blätterkranz.
Rs.: Pilzförmiger Griff aus gedrechseltem Holz mit abgekantetem Rand und gedrungenem rundem Schaft. Stempelplatte aus poliertem Eisen mittels eines Dorns mit hölzernem Schaft verbunden.
Mit dem Geschäftsreglement für den Regierungsrat vom 17. Januar 1850 wurde das 1840 eingeführte Departementalsystem erweitert und von ursprünglich sechs auf zehn Departemente festgesetzt. Das bereits seit 1840 bestehende Departement des Strassen- und Bauwesens wurde neu als Strassen- und Baudepartement etabliert. Zu seinen Aufgaben gehörten die allgemeine Aufsicht über das Strassen- und Brückenwesen (Kantons- und Gemeindestrassen), über das Wasserbauwesen (Flusskorrekturen, Stapelplätze, Hafenanlagen), Unterhalt und Bau kantonseigener Gebäude und die Führung der Brandassekuranzanstalt (Führung und Revision des Katasters, Überprüfung der Protokolle bei Bränden und die Vorbereitung zu Strafuntersuchungen bei vorsätzlicher Brandstiftung). Gerade die ersten Jahrzehnte nach der Kantonsgründung waren durch umfangreiche Bemühungen der Kantonsverwaltung gekennzeichnet, das bis dahin vernachlässigte Verkehrsnetz im Thurgau auf ein modernes Niveau zu heben, um damit den Handel zu fördern.

Die stilistische Gestaltung dieses Siegelstempels, insbesondere die Gestaltung der ovalen Rahmung, ist identisch mit einer Reihe weiterer Siegelstempel (Mc 2, Mc 3, Mc 31 und Mc 35) aus der Sammlung des Historischen Museums Thurgau, weshalb eine Zuweisung an den Winterthurer Medailleur und Petschaftstecher Jakob Friedrich Aberli wahrscheinlich ist.
Aberli, Jakob Friedrich, vermutlich (1800–1872), Medailleur und Petschaftstecher in Winterthur
um 1850
L. 7, B. 3.3, H. 2.8 cm
Eisen, graviert, punziert, poliert; Buchsbaumholz, gedrechselt
T 25775
Kantonsblatt, enthaltend die seit der Annahme der Verfassung vom Jahr 1831 erlassenen Gesetze, Dekrete und Verordnungen des Grossen und Kleinen Rathes des Eidgenössischen Standes Thurgau, Vierter Band, Frauenfeld 1840, Geschäftsreglement des Kleinen Raths, 9. Juni 1840, S. 3–18.

Gesetzessammlung für den Kanton Thurgau, Zweite Hauptabtheilung, Kantonale Verhältnisse, Dritter Band, Frauenfeld 1866, Geschäftsreglement für den Regierungsrath, 17. Januar 1850, S. 143–155, bes. S. 149–150.

Benedikt Zäch, Zwei Winterthurer Medailleure: Johann (1774–1851) und Friedrich Aberli (1800–1872), in: Schweizer Münzblätter, Bd. 46, 1996, S. 124–136.

Bundesamt für Strassen (ASTRA) (Hg.), Historische Verkehrswege im Kanton Thurgau, Eine Publikation zum Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz IVS, Bern 2003.
Schlagwörter: Sphragistik, Staatliche Institutionen, Kommunikation, Transport, Städtebau, Justiz