Religiöse Medaille: Wallfahrtsmedaille auf den Ruhm der Monstranz im Kloster Einsiedeln, ausgegeben zur Zeit von Abt Augustin II. Reding (1670–1692), mit Tragöse, hergestellt in Salzburg

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Vs.: Umschrift: «MARIA EINSID – LEN MONSTRANZ / LAVDETVR SANCTIS – SIMVM SACRAMENTVM». Die grosse Einsiedler Monstranz flankiert von Benediktus- und Zachariasschild mit den Abbreviationen der Schutzsprüche in lateinischer Sprache. Abkürzung des Benediktussegens im linken Schild, Umschrift: «IHS . V . R . S . N . S . M . V . S . M . Q . L . I . V . B .», in ovaler Einfassung Kreuz mit «C S S M L» auf dem Kreuzpfahl und «N D S M D» auf dem Querbalken, in den Kreuzwinkeln «C – S – P – B.» Der Zachariassegen im rechten Schild ist zusätzlich mit kleinen Kreuzen gegliedert «+ Z + / DIA + BIZ / + SAB + Z + / HGF + BFRS / IHS MRA». Sowohl die kleinen Kreuze als auch die einzelnen Buchstaben stehen für ganze Anrufungssätze.
Rs.: Darstellung der Engelsweihe, die am 14. September 948 stattgefunden haben soll: Versammelter Klerus vor Altar in der Marienkapelle, Christus vor dem Altar im Akt der Weihung, oben Einsiedler Madonna ohne Behang in Wolken- und Strahlenkranz, flankiert von Engeln, unten im Vordergrund kniende Engel und kaum lesbare Signatur «PS».
Wurde als Anhänger an einer Kette getragen.

Die 1684 von Paul Seel in Salzburg geschaffene Wallfahrtsmedaille für das Kloster Einsiedeln sollte den Ruhm der unter Abt Plazidus Reimann (1629–1670) beim Urner Goldschmied Karl Christen in Auftrag gegebenen Monstranz (Entstehungszeit 1663–1675) verbreiten. Als Vorlage für die Vorderseite des Stempels diente Seel ein Kupferstich des Augsburger Stechers Johann Franck von 1683. Die prunkvolle und aufwändig gestaltete Monstranz wurde durch adlige Schenkungen wie Edelsteine aus dem Besitz der Herzogin von Sachsen-Lauenburg veredelt. Bereits 1688 sah sich jedoch das Kloster gezwungen, die Monstranz aus finanziellen Gründen zum Verkauf anzubieten. Trotz kaufkräftigen Interessenten, darunter auch König Ludwig XIV. von Frankreich (1643–1715), wurde die Monstranz nicht veräussert. Noch heute wird sie im Kloster Einsiedeln aufbewahrt.
Die Rückseite nimmt mit der Darstellung der Engelsweihe Bezug auf die Gründungslegende des Klosters Einsiedeln, wonach in der Nacht vor der geplanten Weihe der Marienkapelle durch den Konstanzer Bischof bereits Christus mit einer Engelsschar die Kapelle geweiht haben soll. Am Tag der offiziellen Feier hätte zur Verwunderung des Bischofs und der versammelten Kleriker dreimal die Aufforderung erklungen, von der Weihe abzusehen, da sie bereits von höchster Stelle durchgeführt worden sei.

Der Benediktus- und Zachariassegen sind Schutzsprüche zur Abwehr von Unheil. So soll Ersterer gegen Unwetter und Letzterer bei der Pest und der Hexerei helfen.
Aufgelöst lautet der Benediktussegen: «VADE RETRO SATANA, NUNQUAM SUADE MIHI VANA, SUNT MALA, QUAE LIBAS: IPSE VENENA BIBAS» (Weiche zurück Satan, führe mich niemals zur Eitelkeit. Böse ist, was du mir einträufelst: trinke selbst dein Gift), «CRUX SACRA SIT MIHI LUX» (Das heilige Kreuz sei mein Licht), «NON DRACO SIT MIHI DUX» (Nicht der Drache sei mir Führer).
Der Zachariassegen lautet «+ / CRUX CHRISTI SALVA NOS» (Das Kreuz Christi rette uns) «Z[ELUS DOMUS TUAE LIBERET ME]» (Die Liebe zu deinem Haus befreie mich) «+ / CRUX VINCIT, CRUX REGNAT, CRUX IMPERAT, PER SIGNUM CRUCIS LIBERA ME, DOMINE, AB HAC PESTE» (Das Kreuz siegt, das Kreuz regiert, das Kreuz herrscht. Durch das Zeichen des Kreuzes befreie mich, Herr, von der gegenwärtigen Pest) «D[EUS, DEUS MEUS, EXPELLE PESTEM DE LOCO ISTO ET LIBERA ME]» (Gott, mein Gott, vertreibe die Pest von mir und von diesem Ort und befreie mich) «I[N MANUS TUAS, DOMINE, COMMENDO SPIRITUM, COR ET CORPUS MEUM]» (In deine Hände, Herr, empfehle ich meine Seele, mein Herz und meinen Leib) «A[NTE COELUM ET TERRAM DEUS ERAT ET DEUS POTENS EST LIBERARE ME AB HAC PESTE]» (vor Himmel und Erde war Gott, und Gott ist mächtig genug, mich von der gegenwärtigen Pest zu befreien) «+ / CRUX CHRISTI POTENS EST AD EXPELLENDAM PESTEM A LOCO ISTO ET CORPORE MEO» (Das Kreuz Christi ist mächtig, die Pest von diesem Ort und aus meinem Leib zu vertreiben) «B[ONUM EST PRAESTOLARI AUXILIUM DEI CUM SILENTIO, UT EXPELLAT PESTEM A ME]» (Es ist gut, in Stille auf die Hilfe des Herrn zu hoffen, auf dass er die Pest von mir entferne) «I[NCLINABO COR MEUM AD FACIENDAS IUSTIFICATIONES TUAS, UT NON CONFUDAR, QUONIAM INVOCAVI TE]» (Ich neige mein Herz, deinen Gesetzen zu dienen, damit ich nicht untergehe; denn ich habe ja dich angerufen) «Z [ELAVI SUPER INIQUOS PACEM PECCATORUM VIDENS ET SPERAVI IN TE]» (Ich eiferte über die Ungerechten, da ich den Frieden der Sünder sah, ich hoffte auf dich) «+ / CRUX CHRISTI FUGEAT DAEMONES, AEREM CORRUPTUM ET PESTEM EXPELLAT]» (Es möge das Kreuz Christi die Dämonen in die Flucht schlagen; es möge schlechte Luft und die Pest wegtreiben) «S[ALUS TUA EGO SUM, DICIT DOMINUS, CLAMA AD ME ET EGO EXAUDIAM TE ET LIBERABO TE AB HAC PESTE]» (Ich bin dein Heil, spricht der Herr, rufe zu mir, und ich werde dich erhören und von der gegenwärtigen Pest befreien) «A[BYSSUS ABYSSUM INVOCAT ET VOCE TUA EXPULISTI DEAMONES, LIBERA ME AB HAC PESTE]» (Ein Abgrund ruft den andern, doch mit deinem Wort hast du die Teufel vertrieben; befreie mich von dieser Pest) «B[EATUS VIR QUI SPERAT IN DOMINO ET NON RESPEXIT IN VANITATES ET INSANIAS FALSAS]» (Glücklich ist der Mann, der auf den Herrn hofft und die stolzen und sich nicht umsieht nach Eitelkeiten, nach Lüge und Torheit) «+ CRUX CHRISTI, QUAE ANTE FUIT IN OPPROBRIUM ET CONTUMELIAM ET NUNC IN GLORIAM ET NOBILITATEM, SIT MIHI IN SALUTEM ET EXPELLAT A LOCO ISTO DIABOLUM ET AEREM CORRUPTUM ET PESTEM A CORPORE MEO» (Das Kreuz Christi, das früher in Schimpf und Schande gewesen, jetzt aber in Ehre und Ansehen ist, sei mir zum Heil und möge von diesem Ort den Teufel und die verdorbene Luft und von meinem Körper die Pest vertreiben) «Z[ELUS HONORIS DEI CONVERTAT ME ANTEQUAM MORIAR ET IN NOMINE TUO SALVA ME AB HAC PESTE]» (Der Eifer für die Ehre Gottes möge mich umwandeln, bevor ich sterbe; und in deinem Namen errette mich von der gegenwärtigen Pest) «+ CRUCIS SIGNUM LIBERET POPULUM DEI ET A PESTE EOS QUI CONFIDUNT IN EO]» (Das Zeichen des Kreuzes möge das Volk Gottes und die, die auf es Vertrauen, von der Pest befreien) «H[AECCINE REDDIS DOMINO POPULE STULTE? REDDE VOTA TUA OFFERENS SACRIFICIUM LAUDIS ET FIDE ILLI QUI POTENS EST ISTUM LOCUM ET ME AB HAC PESTE LIBERARE, QUONIAM QUI CONFIDUNT IN EO, NON CONFUDENTUR]» (Darfst du dem Herrn das antun, törichtes Volk? Erfülle deine Gelübde, bringe das Lobopfer dar und Vertraue auf ihm, der da mächtig ist, diesen Ort und mich von der Pest zu befreien; denn jene, die auf ihn Vertrauen, werden nicht zu Schanden werden) «G[UTTURI] MEO ET FAUCIBUS MEIS ADHAERAT LINGUA MEA, SI NON BENEDIXERO TIBI, LIBERA SPERANTES IN TE, IN TE CONFIDO, LIBERA ME DEUS AB HAC PESTE ET LOCUM ISTUM, IN QUO NOMEN TUUM INVOCATUR]» (Meine Zunge soll mir an Kehle und Schlund kleben, wenn ich dich nicht loben würde. Erlöse, die auf dich hoffen. Ich vertraue auf dich, Gott, befreie mich und diesen Ort, in dem dein Name angerufen wird, von dieser Pest) «F[ACTAE SUNT TENEBRAE SUPER UNIVERSAM TERRAM IN MORTE TUA. DOMINE, DEUS MEUS, FIAT LUBRICA ET TENEBROSA DIABOLI POTESTAS. ET QUIA AD HOC VENISTI, FILI DEI VIVI, UT DISSOLVAS OPERA DIABOLI, EXPELLE POTENTIA TUA A LOCO ISTO ET A ME SERVO TUO PESTEM ISTAM. DISCEDAT AER CORRUPTUS A ME IN TENEBRAS EXTERIORES]» (Es entstand Finsternis über der ganzen Erde bei deinem Tod; Herr, mein Gott, vertreibe und vernichte die Gewalt des Teufels, denn dazu bis du ja gekommen, du Sohn des lebendigen Gottes, um die Werke des Teufels zunichte zu machen; Vertreibe durch deine Macht die Pest von diesem Ort und von mir, deinem Diener, die verdorbene Luft möge von mir weichen in die äußerste Finsternis) «+ CRUX CHRISTI, DEFENDE NOS ET EXPELLE A LOCO ISTO PESTEM ET SERVUM TUUM LIBERA A PESTE ISTA, QUIA BENIGNUS ES ET MISERICORS ET MULTAE MISERICORDIAE ET VERAX]» (Kreuz Christi, beschütze uns und vertreibe die Pest von diesem Ort und befreie deine Diener von ihr, denn du bist gütig und mitleidig und von großer Barmherzigkeit und wahrhaftig) «B[EATUS QUI NON RESPEXIT IN VANITATES ET INSANIAS FALSAS; IN DIE MALA LIBERABIT EUM DEUS. DOMINE. IN TE SPERAVI, LIBERA ME AB HAC PESTE]» (Glücklich, wer nicht auf Nichtigkeiten und Tollheiten schaut, in Unglückstagen wird ihn Gott erlösen. Herr, auf dich habe ich gehofft, befreie mich von dieser Pest) «F[ACTUS EST DEUS IN REFUGIUM MIHI, QUIA IN TE SPERAVI, LIBERA ME AB HAC PESTE]» (Gott ist mir zur Zuflucht geworden; weil ich auf dich gehofft habe, befreie mich von dieser Pest) «R[ESPICE IN ME DOMINE, DEUS MEUS ADONAI, DE SEDE SANCTA MAIESTATIS TUAE, ET MISERERE MEI ET PROPTER MISERICORDIAM TUAM AB HAC PESTE LIBERA ME]» (Schaue auf mich vom heiligen Thron deiner Majestät, Herr, mein Gott Adonai, und erbarme dich meiner, und durch deine Barmherzigkeit erlöse mich von dieser Pest) «S[ALUS MEA TU ES; SANA ME ET SANABOR, SALVUM ME FAC ET SALVUS ERO]» (Meine Rettung bist du, heile mich, und ich werde gesund sein, mache mich gesund, und ich werde heil sein) «IHS (IESUS) MRA (MARIA)».
Seel, Paul (1642–1695), Medailleur und Kupferstecher, Salzburg
1684
L. 49, B. 39 mm
Messing, versilbert, geprägt
T 33473.3
Viktor R. von Geramb, Eine rätselhafte Inschrift, in: Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark, Bd. 5, 1907, S. 161–181 (zum Zachariassegen).

Dr. Busso Peus Nachf. Münzhandlung, Frankfurt a. M., Auktion 306, 13.–15.12.1982, Sammlung Dr. Busso Peus, Frankfurt, Wallfahrtsmedaillen des deutschen Sprachgebietes, S. 149, Nr. 2528.

Albert Hug, Einsiedeln (Benediktinerabtei), in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 29.10.2009. https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/011491/2009-10-29/, aufgerufen am 09.04.2024.
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