Repetiergewehr der Schweizer Armee, Gewehr mit Gradzuverschluss nach dem System Schmidt-Rubin, Modell 1889/1896, mit nummergleichem Dolchbajonett Modell 1889/1918, aus dem Arsenal des Kantonalen Zeughauses in Frauenfeld

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Runder brünierter Lauf mit drei Zügen, Verschluss mit Drehhülse und vorne liegenden Verriegelungswarzen, Riegelschieber mit rotbraunem Riegelgriff aus Canevasit, Quadrantenvisier mit Skala auf linker Visierbacke für Stellung von 300 bis 2000 m, im Schwalbenschwanz eingeschobenes Dachkorn auf quer zum Lauf eingeschobenem Kornträger, Oberband mit Klemmschraube rechts und Stift links sowie Bajonetthaft unten, Pyramidenstift (für die Formierung einer Gewehrpyramide während der Pause), Unterband mit Klemmschraube rechts, Federhalterung und Riemenbügel unten, runder angeschraubter Bügel, angeschraubtes Bügelblatt, hinterer geschraubter Riemenbügel an angeschraubtem Montageband. Vollschäftung mit Handschutz, beidseitigen Griffmulden am Vorderschaft (Schaftnuten) und leicht geschwungener Kolbenabschluss mit angeschraubter Kolbenkappe.
Abnehm- und ausschaltbares zweireihiges Kastenmagazin für zwölf Patronen.
Alle Metallteile ausser Schlagbolzen, Verschluss und Riemenbügel sind brüniert.
Lederriemen mit Doppelniet-Knöpfen, der Hintere geschwärzt und verstellbar für die Riemenlänge.
Laufdeckel Modell 1892/1894 aus Messing, daran eiserner Feder mit Kornschutzkappe mit Haftbügel.

Schläge: Waffennummer «2329» auf Verschluss und Verschlussgehäuse sowie auf Visierbacke «P. 2329», abgekürzte Waffennummer «329» auf Visierblatt. Auf Lauf Beschussstempel in Form von ligiertem gegenläufigem «BP» sowie «B»(?), eidg. Abnahmestempel in Form von Schweizerkreuz je zwei Mal auf Lauf, Visierblatt sowie Oberband und je einmal auf Unterband, Kornträger, Verschluss und Verschlusshülse, Bügel und Bügelblatt, Abschlussband vom Handschutz, Visierbacke, Griffansatz vom Riegelschieber, Kolbenkappe und Montageband vom hinteren Riemenbügel. Kolben und Vorderschaft je mit Stempel der eidg. Waffenkontrolle in Form von Schweizerkreuz in Schild.

Munition: GP 90, 90/03, 90/23
Kaliber: 7.5 mm

Dolchbajonett aus einschneidiger Stahlklinge mit beidseitigem Hohlschliff, Stahlgriff mit naturbraunen Holzplatten. Scheide aus brüniertem Stahlblech mit Tragöse, daran Lederriemen mit Messingknopf und zwei Löchern, Ortsknopf. Parierstange mit Waffennummer «2329», auf Klinge Stempel des Herstellers «NEUHAUSEN SIG.»
Bereits nach Ablieferung der ersten Stückzahlen des Repetiergewehrs mit Gradzugverschluss vom Modell 1889 an die Armee 1891 wurden am Verschluss dieser Waffe Optimierungsversuche erprobt, die ab 1895 zu Testläufen mit einem weiterentwickelten Gewehr führten, die positiv ausfielen. Ausschlaggebend war die Verlegung der Verschlusswarzen nach vorne, eine Massnahme nach dem Vorschlag der eidgenössischen Waffenkontrolleure Vogelsang und Rebsamen. 1898 erfolgte der definitive Beschluss durch die Schweizer Regierung zur Einführung des Modells 1889/1896, wobei die Armee nicht mit umgebauten, sondern mit neuangefertigten Exemplaren ausgerüstet werden sollte. Insgesamt 143 000 Stück stellten die Waffenfabrikanten her, wovon der grösste Teil zwischen 1912 und 1920 eine Umänderung zum Modell 1896/1911 erfuhr, so dass heute Gewehre des Modells 1889/1898 äusserst selten sind. Das vorliegende Exemplar lieferte die Eidgenössische Waffenfabrik Bern 1897–1899 an eine Privatperson oder an eine Behörde aus. Dies geht aus der tiefen Waffennummer «2329» mit dem Buchstaben «P.» hervor.

Gemäss der mit Schreibmaschine verfassten Schrift auf der Papieretikette, die an der Waffe hängt, wurde das Gewehr 22.10.1942 von der Firma «Radio Habersaat» in Frauenfeld dem Zeughaus Frauenfeld abgegeben.

Mit der bundesweiten Betriebszusammenlegung der kantonalen und eidgenössischen Zeughäuser vom 01.01.2003 (Armeereform XXI) ging die Tradition, ausgemusterte Waffen und Ausrüstungsgegenstände im Zeughaus aufzubewahren, zu Ende.
Im Kanton Thurgau kamen ca. 5000 Zeughaus-Objekte zusammen, die eine Sammlung von kantonaler Bedeutung bilden. Die ältesten Stücke gehen ins 18. Jhs. zurück, die Mehrheit der dort gesammelten Militaria stammt aus der Zeit von 1850 bis in die Gegenwart. Dazu gehören Waffen, Uniformen und Gegenstände der persönlichen Ausrüstung, Geschütze sowie Zeugen des Kadettenwesens.
Eidgenössische Waffenfabrik Bern (W+F), heutige RUAG, gegründet 1871 in Bern

SIG (Schweizerische Industrie-Gesellschaft), Hersteller von Waffen, Automobilen, Waggons, gegründet 1853 in Neuhausen (SH)
1897–1899
L. 130 cm, Lauf L. 78 cm; Bajonett L. 44 cm, Klinge L. 30 cm
Stahl, brüniert; Eisen; Nussbaumholz; Leder; Bakelit
T 40530
Hugo Schneider, Jürg A. Meier, Griffwaffen (Bewaffnung und Ausrüstung der Schweizer Armee seit 1817, Bd. 7), Dietikon-Zürich 1971, S. 162, Nr. 8.

Kurt Sallaz, Michael am Rhyn, Handfeuerwaffen Gradzug-Systeme(Bewaffnung und Ausrüstung der Schweizer Armee seit 1817, Bd. 4), Dietikon-Zürich 1978, S. 27–29, 94, 152–153.

Ernst Grenacher, Schweizer Militärgewehre Hinterladung 1860–1990, 2015, S. 367–370, 376.
Schlagwörter: Militaria, Waffen, Industrie