Rosenkranz aus fünf Gesätzen mit Passauer Wallfahrtsmedaille, hergestellt in Süddeutschland, wahrscheinlich Schwäbisch Gmünd

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Gekettelte Gesätze, die jeweils aus einer silberfiligran gearbeiteten, durchbrochenen kugelförmigen Paternosterperle sowie zehn aus Bernstein geschliffenen scheibenförmigen Aveperlen zusammengesetzt sind. Den Übergang vom Kranz mit den fünf Gesätzen zur angehängten Wallfahrtsmedaille bilden ein sekundär um 1900 gefertigter Einhänger in der Form eines silbernen, einseitigen Marienmonogramms sowie drei Tugendperlen zwischen einer Paternosterperle. Alle Perlen sind silberfiligran durchbrochen gearbeitet, wobei die Paternosterperlen etwas grösser sind.
Den Abschluss bildet eine in Zinn gegossene Passauer Wallfahrtsmedaille, eingelassen in eine Filigranarbeit imitierende gegossene Silberfassung.
Vs.: Umschrift: «S : MARIA . PASSAVIEN .». Sitzende Muttergottes mit Schleier und Strahlennimbus nach links, mit ihren Händen das auf ihren Knien stehende nimbierte Christuskind haltend, das liebevoll seinen Kopf an die Wange der Muttergottes schmiegt, aussen ovaler Perlrahmen mit Linieneinfassung.
Rs.: Darstellung des «Heiligen Wandels»: Die Heilige Familie von vorne, in der Mitte das stehende Christuskind, rechts der hl. Josef mit Lilienzweig, links Maria, darüber die Taube des Heiligen Geistes; eingefasst in ovaler Linienrahmung und grobem Perlenrahmen.
Der Begriff Rosenkranz bezeichnet sowohl die Gebetsschnur als auch das traditionelle Gebet, bei dem es sich um ein Reihengebet handelt, bei dem die Rosenkranzkette der gläubigen Person in ihrer persönlichen Andacht als Mittel zur Versenkung dient. An einer Schnur aufgereiht sind fünf dicke und dazwischen je zehn kleinere Perlen zum Abzählen der Gebetsreihe, wobei die dicken Perlen jeweils für ein Vaterunser, die kleineren für ein Ave Maria stehen. Abgeschlossen werden diese fünf Gesätze (Einheit einer dicken und zehn kleinerer Perlen) beim Beten je mit einer Betrachtung (Geheimnis) zum Leben, Sterben und zur Auferstehung Christi sowie einem Ehre sei dem Vater. Jedes Rosenkranzgebet wird mit einem Vaterunser, drei Ave Maria zur Erweckung der Tugenden und dem Glaubensbekenntnis eingeleitet. Entsprechend finden sich unten am Rosenkranz angehängt jeweils eine Paternosterperle und drei Aveperlen sowie das Credokreuz. In der Regel besteht ein Rosenkranz aus 59 Gebetsperlen sowie dem Credokreuz.
Die Rosenkranzgebete, eingeteilt in die Freudenreichen, Schmerzhaften und Glorreichen, schliessen fünf Geheimnisse mit je einem Merksatz und kurzem Betrachtungstext ein. Alle drei Rosenkranzgebete zusammen ergeben einen Psalter, der aus 15 Geheimnissen, 15 Vaterunser und 150 Avemaria besteht.

Die Vorlage für die Zinngussmedaille stammt von Jakob Neuss dem Älteren (1664-1727) aus Augsburg. Auf der Vorderseite ist das Kultbild der Passauer Madonna im Wallfahrtsort Mariahilf bei Passau in Bayern dargestellt. Diese Madonna wurde besonders in Süddeutschland und im östlichen Alpenraum verehrt, so auch in Schlatt-Haslen (AI). Die Rückseite zeigt den Heiligen Wandel mit der Heiligen Familie (Jesus als Kind an den Händen seiner Eltern Josef und Maria) im Gehen, ein besonders in der Gegenreformation durch die Jesuiten verbreitetes Bildmotiv.
Neuss, Jakob der Ältere (1664–1727), Medailleur, Stempelschneider in Augsburg
18. Jh./ergänzt Ende 19. Jh.
L 48 cm; Medaille mit Fassung L. 6, B. 5 cm
Silber, gegossen, gelötet, gekettelt; Zinn, gegossen; Bernstein, geschliffen
T 6087
Edelsteine, Himmelsschnüre, Rosenkränze & Gebetsketten, Katalog zur Sonderschau des Dommuseums zu Salzburg (Katalog des Bestandes der Edith-Haberland-Wagner-Stiftung im Dommuseum zu Salzburg, Bd. 1), St. Margarethen 2010.

Glaube & Aberglaube, Amulette, Medaillen & Andachtsbildchen, Katalog zur Sonderschau des Dommuseums zu Salzburg (Katalog des Bestandes der Edith-Haberland-Wagner-Stiftung im Dommuseum zu Salzburg, Bd. 2), St. Margarethen 2010, S. 159 Nr. 6.479.
Schlagwörter: Numismatik, Kunsthandwerk, Hauswirtschaft, Persönliche Accessoires, Religion katholisch, Brauchtum