Rosenkranz mit sechs Gesätzen mit päpstlicher Jahresmedaille von 1721

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Mit rotem Faden aufgezogene sechs Gesätze, je aus einer grösseren ovalen Paternosterperle, eingefasst von je zwei roten Korallenscheiben, sowie zehn kleineren ovalen Aveperlen aus geschliffenem Perlmutt. Zusätzlich am Rosenkranz eingehängt sind ein silbernes graviertes Caravaca-Kreuz, ein silberner Sebastianspfeil aus Ebersberg (Bayern) mit eingraviertem Christusmonogramm «IHS» mit den drei Kreuznägeln und der Abkürzung «SS» (Sanctus Sebastianus), die Reste einer Mardertatze an einer silbernen gravierten Manschette und ein – oben und unten mit je einer Öse versehener – herzförmiger facettiert geschliffener Bergkristall in silberner Zargenfassung.
Den Übergang vom Kranz zum Abschluss mit der päpstlichen Medaille bilden drei Tugendperlen aus geschliffenem Perlmutt zwischen grossen Paternosterperlen und ein balustriertes silbernes Credokreuz.
Der Abschluss wird aus einer vergoldeten, in einem silbernen Ring mit drei Silberperlen gefassten Bronzemedaille von Papst Innozenz XIII. (1721–1724) gebildet.
Vs. Umschrift: «INNOCENT – XIII . P . M . A . I» (INNOCENTIVS XIII PONTIFEX MAXIMVS ANNUS I) (Innozenz XIII. oberster Priester Regierungsjahr 1). Brustbild nach rechts von Papst Innozenz XIII. mit Stola (Amtszeichen in Form eines Schultertuchs) und Camauro (Kopfbedeckung aus halbrunder Mütze), im Schulterabschnitt Künstlersignatur «HAMERANI».
Rs. Umschrift: «CONSTITVI – TE – PRINCIPEM» (Ich habe dich zum Anführer gemacht). Der über den Teufel triumphierende Erzengel Michael im Strahlenkranz, in der Rechten das Flammenschwert und in der Linken die Waage haltend.
Der Begriff Rosenkranz bezeichnet sowohl die Gebetsschnur als auch das traditionelle Gebet, bei dem es sich um ein Reihengebet handelt, bei dem die Rosenkranzkette der gläubigen Person in ihrer persönlichen Andacht als Mittel zur Versenkung dient. An einer Schnur aufgereiht sind fünf dicke und dazwischen je zehn kleinere Perlen zum Abzählen der Gebetsreihe, wobei die dicken Perlen jeweils für ein Vaterunser, die kleineren für ein Ave Maria stehen. Abgeschlossen werden diese fünf Gesätze (Einheit einer dicken und zehn kleinerer Perlen) beim Beten je mit einer Betrachtung (Geheimnis) zum Leben, Sterben und zur Auferstehung Christi sowie einem Ehre sei dem Vater. Jedes Rosenkranzgebet wird mit einem Vaterunser, drei Ave Maria zur Erweckung der Tugenden und dem Glaubensbekenntnis eingeleitet. Entsprechend finden sich unten am Rosenkranz angehängt jeweils eine Paternosterperle und drei Aveperlen sowie das Credokreuz. In der Regel besteht ein Rosenkranz aus 59 Gebetsperlen sowie dem Credokreuz.
Die Rosenkranzgebete, eingeteilt in die Freudenreichen, Schmerzhaften und Glorreichen, schliessen fünf Geheimnisse mit je einem Merksatz und kurzem Betrachtungstext ein. Alle drei Rosenkranzgebete zusammen ergeben einen Psalter, der aus 15 Geheimnissen, 15 Vaterunser und 150 Avemaria besteht.

Der vorliegende Rosenkranz besteht aus sechs Gesätzen anstelle der heute üblichen fünf. Rosenkränze wurden von den Benutzern nicht nur als Zeichen des Glaubens verstanden, sondern konnten auch häufig dem individuellen Schutzbedürfnis angepasst bzw. der sozialen Distinktion dienen und erfuhren daher auch individuell Abänderungen. Im vorliegenden Fall lassen sich sowohl Hinweise auf ein verstärktes Repräsentationsbedürfnis (Papstmedaille, Perlmuttperlen) als auch auf ein gesteigertes Schutzbedürfnis des einstigen Besitzers am Rosenkranz selbst nachweisen. Neben den kirchlich anerkannten Anhängern wie dem Sebastiansspfeil oder dem Caravaca-Kreuz, die beide vor der Pest und anderen Krankheiten schützten, finden sich auch schadenabwehrende Besonderheiten aus dem Volksglauben wie die Mardertatze oder der herzförmig geschliffene Bergkristall am Rosenkranz.
Hamerani, Ermenegildo (1683–1756), Stempelschneider und Medailleur, Rom
18. Jh./nach 1721
L. 63.5 cm, Medaille D. 3 cm
Perlmutt, geschliffen; Silber, graviert; Bronze, geprägt, vergoldet; Bergkristall, geschliffen; Faden, gezwirnt
T 9498
Adolfo Modesti, La medaglia «annuale» dei romani pontefici, Bd. 1, Da Giulio III (1550–1555) a Clemente XIII (1758–1769), Rom 2007, Nr. 199.

Edelsteine, Himmelsschnüre, Rosenkränze & Gebetsketten, Katalog zur Sonderschau des Dommuseums zu Salzburg (Katalog des Bestandes der Edith-Haberland-Wagner-Stiftung im Dommuseum zu Salzburg, Bd. 1), St. Margarethen 2010.

Glaube & Aberglaube, Amulette, Medaillen & Andachtsbildchen, Katalog zur Sonderschau des Dommuseums zu Salzburg (Katalog des Bestandes der Edith-Haberland-Wagner-Stiftung im Dommuseum zu Salzburg, Bd. 2), St. Margarethen 2010, S. 263 Nr. 7.78 (Bergkristall) und S. 267 Nr. 7.119 (Mardertatze).
Schlagwörter: Numismatik, Kunsthandwerk, Hauswirtschaft, Persönliche Accessoires, Religion katholisch, Brauchtum