Siegel: Roter Siegelabdruck des runden Siegelstempels (Petschaft) vom Konvent des Benediktinerklosters Fischingen, 1250–1279, moderner Abdruck

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Vs.: «. + . S . CONVENTV - S . DE . PISCINA .», in gotischen Majuskeln, retrogrades S in «PISCINA», in Perlkreis auf einem Podest stehende Muttergottes mit Christuskind auf dem linken Arm. Während sie in der Rechten eine kleine Blume hält, hat das Christuskind eine kleine Kugel in der linken Hand (Jesus als Weltenherrscher). Flankiert wird die Figurengruppe von je einem nach oben gerichteten Fisch als heraldische Symbole von Fischingen.

Originalpetschaft im Kloster Engelberg.
Die Benediktinerabtei Fischingen wurde kurz vor 1138 durch den Konstanzer Bischof Ulrich II. gegründet und durch Mönche des Konstanzer Klosters Petershausen besiedelt. Besonders im 13. Jh. und während der Barockzeit erlebte das Kloster eine Blütezeit. 1848 erfolgte seine Aufhebung. Nach mehreren Besitzerwechseln übernahm der katholische Männerverein St. Iddazell ab 1879 das ehemalige Kloster und richtete darin ein Waisenhaus und später ein Kinderheim ein. 1976 erfolgte die Umwandlung in eine Sonderschule. 1977 wurde in den Konventsgebäuden, die weiterhin dem Verein St. Iddazell gehörten, wieder ein Benediktiner-Priorat eingerichtet.

Vermutlich gehört der Siegelabdruck zu den 34 Exemplaren, die 1889 von Ferdinand Adolf Heinrich August Graf von Zeppelin dem Historischen Verein des Kantons Thurgau geschenkt wurden. Der Luftpionier Ferdinand von Zeppelin (1838–1917) wurde in Konstanz geboren und lebte bis zu seinem Tod auf Schloss Girsberg bei Emmishofen. Sein Bruder Eberhard Graf von Zeppelin, ein Historiker und Bodenseeforscher, war Mitglied des Historischen Vereins des Kantons Thurgau.
Ende 19. Jh.
D. 49.2 mm
Siegellack, Abdruck; Karton
T 34800
Conrad Kuhn, Geschichte der thurgauischen Klöster, Fischingen (Thurgovia Sacra, Bd. 2), Frauenfeld 1876, S. 1–139.

Pater Plazidus Hartmann, Heraldische Denkmäler im Kloster Fischingen, in: Schweizer Archiv für Heraldik, Bd. 67, 1953, S. 20–30, bes. S. 20 Fig. 21.

Albert Knoepfli, Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, Bd. 2, Der Bezirk Münchwilen (Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Bd. 34), Basel 1955, S. 78, Abb. 70.

Bruno Meyer, Die Äbte des Klosters Fischingen (Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Bd. 113), 1976, S. 95–136, bes. S. 135 Nr. 1.

Barockes Fischingen, Katalog zur Ausstellung zum Abschluss der Restaurierungsarbeiten am Kloster Fischingen 1980–1991 unter dem Patronat des Thurgauer Regierungsrates, Kloster Fischingen 1991, Gossau 1991, Nr. 2.1.5.

Benno Schildknecht, Fischingen (Kloster), in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 19.01.2005. https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000301/2005-01-19/, aufgerufen am 13.07.2022.
Schlagwörter: Sphragistik, Kloster, Kirche, Kommunikation, Justiz, Heilige, Heraldik