Spitzenschnittbild mit Malerei: Kleines Andachtsbild mit der Einsiedler Madonna

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Private Devotionalie der Volksfrömmigkeit.

In hochovalem Medaillon Maria mit dem Jesuskind auf dem linken Arm und Zepter in der Rechten, beide in rosafarbener Kleidung mit Blumenmuster, weissen Radkragen und kugeligen Bügelkronen mit je einem Kreuz im Scheitelpunkt. Hintergrund in Hellblau.
Fein geschnittene Ranken, Blüten und Voluten entlang des Randes, über dem Medaillon eine Taube im Strahlenkranz (Heiliger Geist). Unten Kartusche mit Aufschrift «S. Maria Einsiedl.».
Das Bild stammt aus einem Gesangsbuch von 1824.

Spitzenbilder entstehen durch Schnitte, Stichelung und Nadelung von Pergament oder Papier, wobei als Vorbilder feine Stoffspitzen dienen. Ihre Bezeichnung beruht daher einzig auf der ästhetischen Ähnlichkeit zur textilen Vorlage.

Andachtsbilder mit dem Gnadenbild der Einsiedler Madonna entstanden in Anlehnung an die gleichnamige Skulptur in der Klosterkirche Einsiedeln.
Die Statue im weichen Stil der Spätgotik wurde zwischen 1440 und 1465 im süddeutschen Raum geschaffen, vermutlich im Umkreis von Hans Multscher.
Die 117 cm hohe schlanke, leicht nach links gebogene Marienfigur aus Lindenholz mit dem Jesuskind auf dem linken Arm und einem Zepter in der rechten Hand trägt eine Bügelkrone. Das bekrönte Jesuskind hält mit der linken Hand einen Vogel und erteilt mit der Rechten den Segen.
Das schwarze Antlitz und die schwarzen Hände der Madonna, wie auch das Inkarnat vom Jesuskind, waren ursprünglich gefasst. Durch den Rauch und den Russ der Kerzen und Öllampen, welche stets in der engen Heiligen Kapelle brannten, verfärbte sich die Skulptur silberschwarz. Schon im 17. Jh. sprach man von der «Schwarzen Madonna von Einsiedeln».
Aufgrund der Kriegswirren 1798 wurde die Statue evakuiert und gelangte in die Propstei St. Gerold im österreichischen Vorarlberg, wo sie der Fass- und Ziermaler Johann Adam Fuetscher schwarz bemalte.
Seit 1803 steht die Schwarze Madonna wieder in der Gnadenkapelle in Einsiedeln.

Die kleinformatigen Blätter mit magischer Heils- und Gnadenwirksamkeit dienten als Einlagen in Gebets- und Gesangsbücher, wurden in Koffer, Schränke und an Wände geklebt oder gar ins Grab gelegt. Als Amulett trug der gläubige Mensch die Bildchen zum Schutz vor bösen Kräften am Körper oder legte sie kranken Körperstellen auf.
2. Hälfte 18. Jh./1. Hälfte 19. Jh.
H. 9, B. 14.2 cm
Papier, bemalt, geschnitten, beschriftet
T 44029
Das kleine Andachtsbild, Katalog der Ausstellung im Hamaland-Museum in Vreden 1982, im Niederrheinischen Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte in Kevelaer 1982, in der Galerie der Stadt Bocholt 1983, Straelen 1982.

Hans Gärtner, Andachtsbildchen, Kleinode privater Frömmigkeitskultur, München 2004, S. 59–65.
Schlagwörter: Malerei, Kunsthandwerk, Handarbeit, Hauswirtschaft, Religion katholisch, Brauchtum, Kloster