Verwaltungsstempel: Ovaler Tintenstempel der Kanzlei des Regierungsrats des Kantons Thurgau, mit Holzgriff

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Vs.: «(Raute) KANZLEI des REGIERUNGSRATHES (Raute)», spiegelverkehrt, spitzer Thurgauer Wappenschild mit Tingierung (unteres Wappenfeld schräg schraffiert), in ovaler Kreislinie, darunter «CANTON THURGAU», spiegelverkehrt. Aussen ovale Rahmung.
Rs.: Gedrechselter balustrierter Holzgriff mit pilzförmigem ausladendem Kopf, schmalem eingezogenem Schaft und rund auslaufendem Fuss, welcher wiederum auf einem mehrfach profilierten runden hölzernen Zwischenstück ruht. Ovale Stempelplatte aus Messing an ovalem Zwischenstück mit rundem Aufsatz aus Messing befestigt, welcher mittels eines Dorns am Holzgriff angebracht ist. Auf der Oberseite des ovalen Zwischenstücks aus Messing einpunzierte Bezeichnung des Herstellungsorts «ZURICH».
Zu den Aufgaben der Kanzlei des Regierungsrats gehörten die Führung der Protokolle bei den Regierungsratssitzungen, das Ausstellen von amtlichen Dokumenten und Schriftstücken sowie das Erledigen der laufenden Korrespondenz sowie dessen Registrierung und Archivierung. Heute werden diese Aufgaben von der Staatskanzlei übernommen.

Der vorliegende Tintenstempel lässt sich aufgrund eines Eintrags in der Staatsrechnung des Kantons Thurgau von 1826 datieren. Darin wird ein Ausgabenposten von 2 Gulden und 4 Kreuzer für die Anschaffung eines «Siegels» für die Regierungskanzlei verzeichnet. Der tiefe Preise lässt eher an die Anfertigung eines Tintenstempels als an das aufwändige Stechen eines Siegelstempels denken. Offensichtlich wurde in den Staatsrechnungen bei der Benennung der Ausgabenposten nicht immer zwischen einem teuren Siegelstempel und einem im Schnitt günstigeren Tintenstempel unterschieden. Für beide Stempelarten wurde teilweise synonym der Begriff «Siegel» verwendet.

In der Heraldik bezeichnet der Terminus Tingierung das Verfahren mittels Schraffuren oder Punktierungen die Wappenfarben bei farblosen Wappendarstellungen anzuzeigen. Die heute gültigen Regeln setzten sich jedoch erst im Laufe des 17. Jhs. durch, sodass zum Teil bei tingierten Wappendarstellungen aus dieser Zeit noch Abweichungen von den heutigen Regeln vorkommen können.
1826
L. 9.2, B. 3.7, H. 4 cm
Messing, graviert; Buchsbaumholz, gedrechselt
Mc 5
Rechnung über die Einnahmen und Ausgaben des Kleinen Raths des Cantons Thurgau pro 1826 (Staatsrechnung), Staatsarchiv Thurgau (StATG) 4'305'23.

Bruno Meyer, Geschichte des thurgauischen Staatsarchives, in: Festgabe für Regierungsrat Anton Schmid zu seinem 25. Amtsjahre als Mitglied der thurgauischen Kantonsregierung, Frauenfeld 1942, S. 119–187, bes. S. 143–144.
Schlagwörter: Sphragistik, Staatliche Institutionen, Kommunikation, Heraldik, Justiz