Verwaltungsstempel: Ovaler Tintenstempel der Polizeikommission des Kantons Thurgau, mit Holzgriff

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Vs.: «CANTON THURGAU», spiegelverkehrt, zwischen Girlanden zweizeiliger Schriftzug: «POLIZEY / COMMISSION», spiegelverkehrt. Aussen ovale Perlrahmung.
Rs.: Gedrechselter balustrierter Holzgriff mit leicht ausladendem Fuss mit geschnitztem Zahnfries am Übergang des Schafts zum Fuss. Ovale Stempelplatte aus Messing an ovale eiserne Grundplatte gelötet, welche mittels eines eisernen Dorns mit dem Fuss des Holzschaftes verbunden ist.
Mit der Gründung des Kantons Thurgau 1803 übernahm der neunköpfige Kleine Rat die Regierungsgeschäfte, bei welchen er von ständig eingerichteten Kommissionen unterstützt wurde. Die 1803 eingerichtete Kommission für Polizei und Justiz war zuständig für das Waisenwesen, die Archive und Buchdruckereien sowie die Zensur und kümmerte sich um die Veröffentlichung und Vollziehung von Gesetzen und Beschlüssen. Mit dem Geschäftsreglement des Kleinen Rats vom 9. Juni 1840 trat anstelle des bisherigen Kommissionalsystems neu das Departementalsystem. Das damals eingeführte Justiz- und Polizeidepartement wurde 1991 ins heutige Departement für Justiz und Sicherheit umgewandelt.

Der vorliegende Tintenstempel lässt sich aufgrund eines Eintrags in der Staatsrechnung des Kantons Thurgau von 1818 genau datieren. Darin wird ein Ausgabenposten von fünf Gulden für die Anschaffung eines «Siegels» für die Polizeikommission verzeichnet. Der tiefere Preis anstelle der sonst üblichen sechs Gulden für einen Siegelstempel lässt darauf schliessen, dass in den Staatsrechnungen bei der Benennung der Ausgabenposten nicht immer zwischen einem aufgrund der aufwändigen Herstellung teurerem Siegelstempel und einem im Schnitt billigerem Tintenstempel unterschieden wurde. Für beide Gegenstände wurde häufig synonym der Begriff «Siegel» verwendet.
1818
L. 7, B. 3.2, H. 2.5 cm
Messing, graviert, punziert; Eisen, gelötet; Buchsbaumholz, gedrechselt
Mc 4
Rechnung über die Einnahmen und Ausgaben des Kleinen Raths des Cantons Thurgau pro 1818 (Staatsrechnung), Staatsarchiv Thurgau (StATG), 4'305'15.

Bruno Meyer, Geschichte des thurgauischen Staatsarchives, in: Festgabe für Regierungsrat Anton Schmid zu seinem 25. Amtsjahre als Mitglied der thurgauischen Kantonsregierung, Frauenfeld 1942, S. 119–187, bes. S. 142, Anm. 89.

André Salathé, Polizei und Bevölkerung: Der Aufbau eines staatlichen Polizeikorps zu Beginn des 19. Jahrhunderts (am Beispiel des Kantons Thurgau), in: Schweiz im Wandel, Studien zur neueren Gesellschaftsgeschichte, Festschrift für Rudolf Braun zum 60. Geburtstag, Frankfurt, Basel 1990, S. 345–362.
Schlagwörter: Sphragistik, Kunsthandwerk, Staatliche Institutionen, Kommunikation, Justiz, Polizeiwesen