Medaille: Schulprämie für die städtische Schule in Zofingen (AG) im Wert von 12 1/2 Batzen, sogenannter Singpfennig für Schüler und Schülerinnen, welche im Gesang gute Leistungen erzielten, aus der ehemaligen Sammlung von Josef Sager (1905–1964)

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Vs.: Umschrift: «STADT – ZOFINGEN .». In Strichelkreis Wappen von Zofingen in birnenförmiger barocker Kartusche aus Voluten, Bogen mit angesetzten Muschelohren und Muschel unten, darüber ein Lorbeerkranz (Symbol des Siegs und Ruhms), zwischen Palmzweigen (Symbole des Siegs und Friedens), im Abschnitt die Angabe «12 1/2 BATZEN .».
Rs.: In Strichelkreis die Angaben «PREISS / DER / SING=KUNST» in geschweifter barocker Kartusche aus Rocaillen, Blattranken, Girlanden aus Blüten sowie je einer Muschel oben und unten.
Seit dem 17. Jh. verbreitete sich in vielen Schweizer Städten der Brauch, einmal pro Jahr – meistens zu Ostern – die Lerneifrigsten mit Preisen zu belohnen. Waren es anfänglich Geldbeträge oder Sachwerte (Bücher, Naturalien), verschenkte man mit der Zeit Medaillen, zumeist aus Silber, die zuweilen dem Wert gängiger Münzen entsprachen. In der Regel wurden solche Medaillen feierlich vergeben. Sinn und Zweck dieser Würdigung war die Ermunterung der Schülerschaft zu Höchstleistungen. An manchen Orten hielt sich dieser Brauch mit Unterbrechungen noch bis weit ins 20. Jh. hinein.
Unter dem Einfluss der Reformation und später der Aufklärung wurde in der Schweiz die Schulbildung für Knaben wie auch für Mädchen vorangetrieben. Im 17. Jh. boten alle Berner und Zürcher Gemeinden einen Schulunterricht an, wobei an Stadtschulen wie in Zofingen ein eher stufengerechter, geschlechtergetrennter und ganzjähriger Lehrbetrieb stattfand, während an den Landschulen eine einzige Schulstube üblich war, wo sich die Kinder mehrheitlich im Winter einfanden. Lesen war das wichtigste Fach, da diese Fähigkeit die Voraussetzung war, sich der Lektüre der Bibel zu widmen und die Psalmen auswendig zu lernen. Daneben wurde Schreiben sowie Singen unterrichtet und an den Stadtschulen bzw. Marktorten auch das Rechnen. Lehrmittel waren religiöse Bücher (Psalmenbuch, Altes und Neues Testament). Gegen Ende des 18. Jhs. besuchten im Kanton Bern (Stand Bern), zudem bis 1798 Zofingen gehörte, etwa gleich viele Mädchen wie Knaben die sechs Jahre dauernde Grundschule, und die Lesefähigkeit beider Geschlechter hielt sich die Waage.

Johann Kaspar Mörikofer (1733–1803) absolvierte ab 1750 eine Lehre als Siegelstecher, Steinschneider und Medailleur bei seinem Vetter Johann Melchior Mörikofer (1706–1761) in Bern. Fast alle Berner Münzstempel von 1762/1765 bis 1796 stammen von ihm. 1769 bis 1797 fertigte er die Stempel der Goldmünzen von Solothurn. Dazu kamen Verdienst- und Gedenkmedaillen für weitere Städte und vor allem Schulprämien, Siegel für Bern und Zofingen sowie private Aufträge für Medaillenstempel.

Die Schulprämie gehörte zur Sammlung von Josef Sager (1905–1964), einem Lehrer und Autodidakten aus Münchwilen. Seit den 1930er-Jahren galt Sager in der Ostschweiz als Fachmann für Numismatik. Selbst Münzsammler erwarb er mehrere Hortfunde auf dem Gebiet der Ostschweiz und bot sich zudem als Gutachter für numismatische Sammlungen an (z.B. in der Stiftsbibliothek St. Gallen).
Die Münzen und Medaillen von Josef Sager bilden in der Museumssammlung ein Konvolut aus über 600 Exemplaren. Alle Stücke wurden von Josef Sager, seinen Erben oder nachfolgenden Besitzern erworben.
Mörikofer, Johann Kaspar (1733–1803) aus Frauenfeld, Medailleur, Stempelschneider in Bern
1767
D. 33.2 mm
Silber, Prägung
T 8003
Ernst Leisi, Neue Medaillen und Münzen im Thurgauischen Museum, in: Mitteilungen aus dem Thurgauischen Museum, Heft 9, 1954, S. 2–8, Nr. 42.

Werner Bieri, Die Medaillen von Johann Melchior (1706–1761) und Johann Kaspar (1733–1803) Mörikofer, in: Schweizerische Numismatische Rundschau, Bd. 75, 1996, S. 121–153, Nr. 20.

Schulwesen, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 21.11.2012. https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/010396/2012-11-21/, aufgerufen am 07.10.2025.

David Pfammatter, Die Niederen Schulen des Unteraargaus im ausgehenden Ancien Regime, in: Volksschule um 1800, Studien im Umfeld der Helvetischen Stapfer-Enquête 1799, 2014, S. 207–230. https://www.stapferenquete.ch/sites/default/files/publikationen/PDFpfammatter.pdf, aufgerufen am 07.10.2025.
Schlagwörter: Numismatik, Kunsthandwerk, Herrschaft, Bildungswesen, Heraldik, Symbol, Botanik, Andenken, Erinnerung, Musik