Münze: 1/2-Escudo-Stück des Königreichs Spanien, geprägt in Madrid zur Zeit von König Karl III. (1759–1788), aus dem Nachlass von Karl Asmund Kappeler (1844–1924), Kaufmann in Kolumbien

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Vs.: «CAROL . III . – D . G . HISP . R» (Karl III. von Gottes Gnaden König der [beiden] Spanien). In Strichelkreis geharnischte und drapierte Büste nach rechts, darunter «. 1786 .».
Rs.: In Strichelkreis bekröntes viergeteiltes spanisches Wappen mit Burg (Kastilien) und Löwe (Léon) sowie aufgelegtem ovalem Herzschild mit drei Lilien (Wappen der Bourbonen) in ovalem Schild, umgeben von der Ordenskette vom Goldenen Vlies, zwischen Münzstättenzeichen und Initialen der Münzwardeinen.
Die Vorderseite präsentiert die Porträtbüste des spanischen Königs Karl III. Der Harnisch und die Drapierung greifen auf ein beliebtes Bildmotiv für Herrscherporträts zurück, das bereits auf römischen Münzen abgebildet ist. Der Harnisch weist auf die militärische Stärke und Tugenden hin, während die Drapierung die Herrscherwürde markiert. Die Rückseite trägt das vereinfachte viergeteilte Wappen des Königreichs Spanien mit Burg und Löwe für die alten Kerngebiete der spanischen Monarchie, die mittelalterlichen Königreiche Kastilien (Burg) und Léon (Löwe). In der Mitte des Wappens weist der ovale Bourbonenschild mit den drei Lilien auf die herrschende Dynastie der Bourbonen hin. Flankiert wird der ovale Wappenschild vom Münzstättenzeichen für Madrid (bekröntes M), das die Prägeanstalt angibt, und den Anfangsinitialen der beiden Münzwardeine (Aufsichtsbeamte), welche für die Prägung zuständig waren. Alle spanischen Goldmünzen trugen seit 1497 Beizeichen (Kontrollmarken) und später solche spezifischen Gütestempel in Form von Initialen der für die jeweilige Prägung verantwortlichen Münzbeamte, um so bei Delikten (zu tiefer Edelmetallgehalt) die Täter zur Rechenschaft ziehen zu können.

Eingefasst wird der Wappenschild auf der Rückseite von der Kette des Ordens vom Goldenen Vlies. Das Goldene Vlies (Widderfell) bezieht sich auf einen Widder aus der griechischen Mythologie, der reden und fliegen konnte. Sein goldenes Fell soll im Hain von Ares, dem Gott des grauenvollen Krieges, aufbewahrt und schliesslich von den Argonauten (Heroen) geraubt worden sein.
1430 gründete Philipp von Burgund den Ritterorden vom Goldenen Vlies, wobei er das mythologisch aufgeladene Widderfell zum Symbol (Kleinod) des Ordens bestimmte. Schnell etablierte sich der Ritterorden des Goldenen Vlieses zur exklusivsten Gemeinschaft von Adligen in ganz Europa. Mit der Heirat von Maximilian von Österreich und Maria von Burgund, der Erbenkelin des Ordensgründers, ging die Zuständigkeit für den Orden 1477 an das Haus Habsburg über, das seit dem 16. Jh. in eine spanische und eine österreichische Linie geteilt war. Mit dem Aussterben der spanischen Habsburger im Jahr 1700 übernahmen die auf den spanischen Thron folgenden Bourbonen den Vorstand im spanischen Ordenszweig. Alle spanischen Könige tragen seitdem die Collane (Ordenskette) vom Goldenen Vlies, weshalb das Ehrenzeichen häufiger Bestandteil der Wappendarstellung auf spanischen Münzen ist.
Die goldene Kette ist aus zwei plastischen alternierenden Kettengliedern aufgebaut, aus Feuersteinen mit je schwarz emaillierter Halbkugel mit weissen Tupfen und seitlich wegzüngelnden Feuerstrahlen sowie aus je zwei Feuereisen mit hakenförmigen ineinander gehängten Griffen. Feuerstein und Feuereisen illustrieren den Leitspruch des Ordens «Ante ferit quam flamme micet» (Zuvor der Schlag, dann glänzt die Flamme). Das Ordenssymbol entspricht dem plastischen Kettenanhänger in Form des Widderfells (Vlies).

Der 1/2 Escudo war die kleinste Goldmünze im damaligen spanischen Münzsystem. Er gehörte dem in Frauenfeld geborenen und in St. Gallen zum Kaufmann ausgebildeten Kappeler, der während seines beruflichen Aufenthalts in Südamerika (um 1876–1891) einen umfangreichen Bestand an wertvollen Münzen sammelte. 1897 zog er sich aus dem Geschäftsleben zurück und unternahm ausgiebige Reisen durch Europa, von welchen er Souvenirs mitbrachte. Münzsammlung und Reiseandenken vermachte er testamentarisch dem Historischen Verein des Kantons des Kantons Thurgau.
1786
D. 14.2 mm
Gold, Prägung
T 6610
Archiv Historisches Museum Thurgau, Akten Historisches Museum 03.17.02, Inventar Sammlung Kappeler (unpaginiert), S. 23.

Chester L. Krause, Clifford Mishler, Standard Catalog of World Coins 1701–1800, Iola 2000, Nr. 425.1.
Schlagwörter: Numismatik, Herrschaft, Porträt, Heraldik