Medaille: Religiöse Medaille mit hl. Antonius von Padua, mit Tragöse und Ring, hergestellt in Le Locle (NE), aus dem Nachlass der Schriftstellerin Alja Rachmanowa

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Vs.: Umschrift: «Huguenin». Nimbiertes Hüftbild des hl. Antonius von Padua nach links in Ordenstracht des Franziskanerordens, in den Händen das ihn umarmende Christuskind haltend.
Rs.: Glatt.
Wurde als Anhänger an einer Kette getragen.

Der hl. Antonius von Padua gehörte als Pestheiliger und Beschützer vor Viehseuchen zu den beliebtesten Heiligen im katholischen Volksglauben. Die verbreitete Darstellung mit dem Christuskind geht auf eine Vision des Heiligen zurück, während die Lilie seine Jungfräulichkeit symbolisiert. Noch heute wird der Heilige bei der Suche nach vermissten Gegenständen von Gläubigen im Gebet angerufen.

Die Schriftstellerin Alja Rachmanowa lebte von 1949 bis zu ihrem Tod 1991 im thurgauischen Ettenhausen. Mittels Legat vermachte sie dem Kanton Thurgau ihren gesamten Nachlass, der sich im Staatsarchiv, in der Kantonsbibliothek und im Historischen Museum Thurgau befindet.
Die als Galina Djuragin 1898 im russischen Kasli im südöstlichen Ural geborene Dichterin thematisierte in ihren Schriften u.a. die russischen Revolutionswirren. Seit 1921 mit dem österreichischen Sprachwissenschaftler und Aristokraten Arnulf von Hoyer verheiratet, emigrierte Rachmanowa mit Mann und Sohn 1926 nach Österreich und lebte bis 1945 in Salzburg. Um 1931 konvertierte sie vom russisch-orthodoxen zum katholischen Glauben. In ihrem Nachlass befinden sich zahlreiche Gegenstände mit religiösen Bezügen.
Rachmanowa sympathisierte aktiv mit der Politik von Adolf Hitler. So verfasste sie Propagandaschriften für das Auswärtige Amt und war Mitglied der nationalsozialistischen Volkswohlfahrt. Ihre Tagebücher zeugen vom Wohlwollen gegenüber der Ideologie und dem Programm der NASAP im Deutschen Reich. Durch ihren Umzug in die Schweiz entging das Ehepaar Hoyer dem Entnazifizierungsverfahren. Ihr Sohn Jurka (Alexander) war als Kameradschaftsführer in der Hitlerjugend aktiv und nahm an der Bücherverbrennung auf dem Residenzplatz in Salzburg am 30. April 1938 teil. 1945 fiel er im Zweiten Weltkrieg bei Kämpfen um Wien.
Huguenin Frères (1868–2002, Fusion mit Faude), Medailleur in Le Locle
um 1930–1970
L. 2 cm, D. 1.2 cm
Silber, geprägt
T 34511
Marianne Luginbühl, Russische Literatur im Thurgau, Alja Rachmanowa, in: bodenständig und grenzenlos, 200 Jahre Thurgauer Frauengeschichte(n), Frauenfeld, 1998, S. 153–155.

Franz Stadler, Die unterschlagenen Geheimnisse der Milchfrau in Ottakring, in: Zwischenwelt, Literatur / Widerstand / Exil, 35. Jahrgang, Nr. 3, 2018, S. 8–11. https://theodorkramer.at/zwischenwelt/ausgaben/nachtgedanken/, aufgerufen am 21.06.2024.

https://www.deutschlandfunkkultur.de/russische-schriftstellerin-die-entzauberung-der-alja-100.html, aufgerufen am 21.06.2024.
Schlagwörter: Numismatik, Kunsthandwerk, Hauswirtschaft, Persönliche Accessoires, Religion katholisch, Brauchtum, Symbol