Münze: 2 1/2-Konkordatsbatzen-Stück des Kantons Bern, geprägt in Bern, aus dem Nachlass von Karl Asmund Kappeler (1844–1924), Kaufmann in Kolumbien

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Vs.: Umschrift: «CANTON – BERN 1826». In Strichelkreis mit Lilienkrone bekröntes ovales Berner Wappen (heraldisch nach rechts aufwärtsschreitender Bär mit erhobener linker Vordertatze), zwischen Palmzweigen (Symbole des Siegs und Ruhms), im Abschnitt die Angaben «2 1/2 BATZ».
Rs.: Umschrift: «(Rosette) DIE CONCORDIER . CANTONE DER SCHWEIZ». In Strichelkreis grosses, von einem Vierpass umgebenes Konkordatskreuz bzw. Schweizer Kreuz mit einem «C» in der Mitte, umgeben von Kranz aus Eichenblättern (Symbol der Stärke). Auf den Kreuzarmen je ein Vierpass mit je dreiblättrigem Kleeblatt in den Schnittpunkten.
Die 1191 durch Herzog Berchtold V. von Zähringen (1186–1218) gegründete Stadt Bern entwickelte sich im Verlauf der Jahrhunderte zum grössten Stadtstaat nördlich der Alpen. Bereits Münzen und Siegel aus der Zeit um 1224 zeigen den Bären als Wappentier, zunächst noch auf allen Vieren laufend. Die älteste überlieferte farbige Darstellung des Berner Wappens mit schwarzem Bären in goldenem Schrägbalken auf rotem Grund findet sich auf einem Setzschild (Schutzschild) aus dem 14. Jh., welcher heute im Historischen Museum Bern aufbewahrt wird.

Wie bei vielen Wappendarstellungen handelt es sich beim Berner Wappen um ein redendes Wappen, welches Bezug auf den Stadtnamen (Bern = Bären) nimmt. Die bereits im Spätmittelalter verbreitete Gründungslegende, wonach Herzog Berchtold V. von Zähringen die neue Siedlung nach dem ersten von ihm in der Gegend erlegten Tier, einem Bären, benannte, bleibt eine Erzählung ohne historische Beweise. Wahrscheinlicher ist, dass sich der Name Bern an einem bereits bestehenden Flurnamen orientierte wie etwa dem keltischen Wort «berna» für Kluft/Schlucht. Als Symbol für Kraft und Macht fand der Bär neben Adler und Löwe in mittelalterlichen Wappendarstellungen eine weite Verbreitung.

Nachdem die eidgenössische Tagsatzung 1824 beschlossen hatte, jegliche Versuche zur Vereinheitlichung des Münzwesens in der Schweiz aufzugeben, schlossen sich am 17. April 1825 die Kantone Aargau, Basel, Bern, Freiburg, Solothurn und Waadt zu einem Münzkonkordat (Münzbündnis) zusammen. Der Vertrag sah vor, die alten geringwertigen Billonmünzen der Helvetischen Republik (1798–1803) im Vertragsgebiet einzuziehen und durch neue Konkordatsmünzen zu ersetzen, welche als gemeinsames Zeichen auf der Rückseite jeweils ein Schweizer Kreuz mit grossem «C» für Concordat in der Kreuzmitte aufweisen und die Umschrift «DIE CONCORDIERENDEN CANTONE DER SCHWEIZ» (auf den Waadtländer Münzen auf Französisch) tragen sollten. Diese neuen Münzen, welche nach gleichem Standard (Gewicht und Edelmetallgehalt) geprägt wurden, hatten im gesamten Vertragsgebiet Gültigkeit. Das Konkordat sah vor, die Münzen in Schweizer Währung zu emittieren. Der Franken wurde in 10 Batzen oder 100 Rappen eingeteilt. Ausgegeben wurden insgesamt 17 Mio. Konkordatsmünzen, die von 1826 bis 1834 hergestellt und bis 1850 in Umlauf waren.
Erst mit der Gründung des Schweizer Bundesstaats 1848 und der Einführung des Schweizer Frankens 1850 als nationale Währung wurden die Grundlagen für eine einheitliche Währung in der gesamten Schweiz geschaffen. Im Lauf der Jahre 1851/52 wurde die Bevölkerung aufgerufen, die verbliebenen Kantonsmünzen in extra dafür eingerichteten Büros in die neue Landeswährung umzutauschen.

Kappeler legte während seines beruflichen Aufenthalts in Südamerika (um 1876–1891) eine wertvolle, umfangreiche Münzsammlung an. 1897 zog er sich aus dem Geschäftsleben zurück und unternahm ausgiebige Reisen durch Europa, von welchen er Souvenirs mit nach Hause brachte. Münzsammlung und Reiseandenken vermachte er testamentarisch dem Historischen Verein des Kantons Thurgau.
1826
D. 21.9 mm
Silber, Prägung
T 35967
Archiv Historisches Museum Thurgau, Akten Historisches Museum 03.17.02, Inventar Sammlung Kappeler (unpaginiert), S. 63.

Jean-Paul Divo, Edwin Tobler, Die Münzen der Schweiz im 19. und 20. Jahrhundert, Zürich 1967, Nr. 38.
Schlagwörter: Numismatik, Staatliche Institutionen, Heraldik, Symbol, Tier, Botanik