Siegel: Roter Siegelabdruck des spitzovalen Siegelstempels (Petschaft) um 1412, von Abt Johannes I. Härlin (1387–1435), aus dem Benediktinerkloster Fischingen, moderner Abdruck

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Vs.: «+ S' (Rosette) IOH'IS (Rosette) ABBTIS - IN (Rosette) VISCINAN (Krone)», in gotischen Majuskeln, in Perlmandorla auf einem Podest stehende Muttergottes nach rechts, mit Christuskind im Arm, flankiert von Rosenranken und den Buchstaben m – e in gotischen Minuskeln, darunter spitzer Fischinger Wappenschild (zwei gegenläufige Fische).

Originalpetschaft im Kloster Engelberg.

Die Benediktinerabtei Fischingen wurde kurz vor 1138 durch den Konstanzer Bischof Ulrich II. gegründet und durch Mönche des Konstanzer Klosters Petershausen besiedelt. Besonders im 13. Jh. und während der Barockzeit erlebte das Kloster eine Blütezeit. 1848 erfolgte seine Aufhebung. Nach mehreren Besitzerwechseln übernahm der katholische Männerverein St. Iddazell ab 1879 das ehemalige Kloster und richtete darin ein Waisenhaus und später ein Kinderheim ein. 1976 erfolgte die Umwandlung in eine Sonderschule. 1977 wurde in den Konventsgebäuden, die weiterhin dem Verein St. Iddazell gehörten, wieder ein Benediktiner-Priorat eingerichtet.

Vermutlich gehört der Siegelabdruck zu den 34 Exemplaren, die 1889 von Ferdinand Adolf Heinrich August Graf von Zeppelin dem Historischen Verein des Kantons Thurgau geschenkt wurden. Der Luftpionier Ferdinand von Zeppelin (1838–1917) wurde in Konstanz geboren und lebte bis zu seinem Tod auf Schloss Girsberg bei Emmishofen. Sein Bruder Eberhard, ein Historiker und Bodenseeforscher, war Mitglied des Historischen Vereins des Kantons Thurgau.
Ende 19. Jh.
H. 67.8, B. 55 mm
Siegellack, Abdruck; Karton
T 34801
Conrad Kuhn, Geschichte der thurgauischen Klöster, Fischingen (Thurgovia Sacra, Bd. 2), Frauenfeld 1876, S. 1–139.

Pater Plazidus Hartmann, Heraldische Denkmäler im Kloster Fischingen, in: Schweizer Archiv für Heraldik, Bd. 67, 1953, S. 20–30, bes. S. 20 Fig. 22.

Albert Knoepfli, Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, Bd. 2, Der Bezirk Münchwilen (Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Bd. 34), Basel 1955, S. 79, Abb. 72.

Bruno Meyer, Die Äbte des Klosters Fischingen (Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Bd. 113), 1976, S. 95–136, bes. S. 132 Nr. 19b.

Benno Schildknecht, Fischingen (Kloster), in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 19.01.2005. https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000301/2005-01-19/, aufgerufen am 13.07.2022.
Schlagwörter: Sphragistik, Kloster, Kirche, Kommunikation, Justiz, Heilige, Heraldik