Grafik: Kleines Andachtsbild mit Jesuskind und Lamm, eventuell Fleissbildchen für Schüler und Schülerinnen

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Aus einer Sammlung mit religiösen Schriften im Pfarrhaus Mammern.

Das Jesuskind in weissem langem Gewand beim Kämmen eines Lamms.

Darunter Gedicht:
«Es kann schon gescheh’n,
dass man Unrecht tut.
Das weiss das Jesulein gut
und macht es uns leicht.
In der heiligen Beicht
auf unser reuiges Wort
wischt es die Fleckchen fort.»


Das Verlagshaus Ars Sacra, das Josef Müller 1896 in München eröffnete, spezialisierte sich auf kunstvoll ausgeführte Gebrauchsgegenstände für die private Andacht. Neben Produkten aus Holz, Gips und Keramik, die Müller vermutlich in seiner Heimat Tirol herstellen liess, lag der Schwerpunkt des Devotionalien-Sortiments auf ästhetisch hochwertig gestalteten Druckgrafiken. Zur Illustration der religiösen Blätter und Schriften kopierte der Verlag Werke alter Meister wie beispielsweise von Fra Angelico, Botticelli, Dürer, Rembrandt und Murillo sowie jener der Nazarener, für deren Reproduktion sich der Verlag in urheberrechtlichen Grauzonen bewegte und auch mal eine Geldstrafe bezahlen musste. Daneben engagierte Ars Sacra zeitgenössische Künstler und Künstlerinnen. So nahm der Verlag renommierte Maler wie Gebhard Fugel (1863–1939) und Leo Samberger (1861–1949) sowie die bekannte und beliebte Zeichnerin und Illustratorin, die Franziskanerin Maria Innocentia Hummel (1909–1946), unter Vertrag.
Ab 1927 stellte sich Ida Karoline Bohatta-Morpurgo in den Dienst des Verlags. Die Wienerin, die dort an der Kunstgewerbeschule in der Meisterklasse beim Designer und Maler Franz Cizek studierte, begann ab 1919 Bilderbücher zu schreiben und zu illustrieren. Gegen Ende der 1930er-Jahre verurteilten die Nationalsozialisten ihre Darstellungen als «entarte Kunst», da sie der antivölkischen, klerikalen Propaganda dienen würde.

Mit Fleissbildchen (Lobzettel) wurden Schüler und Schülerinnen für gute Leistungen belohnt. Sie gehörten ab dem 19. Jh. zum Schulwesen und motivierten die Kinder, sich emsig und gehorsam zu benehmen. Kleine Andachtsbilder und Fleissbildchen sind ähnlich gestaltet und weisen vergleichbare Motive auf.
Erstere sind kleinformatige Blätter mit magischer Heils- und Gnadenwirksamkeit. Sie dienten als Einlagen in Gebets- und Gesangsbücher, wurden in Koffer, Schränke und an Wände geklebt oder gar ins Grab gelegt. Als Amulett trug der gläubige Mensch die Bildchen zum Schutz vor bösen Kräften am Körper oder legte sie kranken Körperstellen auf.
Ars Sacra, Josef Müller Kunstanstalten, Verlag für religiöse Schriften, gegründet 1896 in München

Bohatta-Morpurgo, Ida Karoline (1900–1992), Zeichnerin, Illustratorin, Schriftstellerin
um 1940
H. 10.5, B. 6.7 cm
Offsetdruck auf Velinpapier
T 30285
Das kleine Andachtsbild, Katalog der Ausstellung im Hamaland-Museum in Vreden 1982, im Niederrheinischen Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte in Kevelaer 1982, in der Galerie der Stadt Bocholt 1983, Straelen 1982.

Birgit Franz, Constanze Lindner Haigis, 100 Jahre Ideen, 1896–1996, Ars Edition, München 1996, S. 52–53, 71–73, 102.
Schlagwörter: Druckgrafik, Kunsthandwerk, Hauswirtschaft, Religion, Brauchtum, Kirche, Bildungswesen