Petschaft: Ovaler Siegelstempel der Einung der Posamentierer (Besatzmacher) und Knopfmacher des Kantons Thurgau, mit Handhabe

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Vs.: «SIGILL. DER . POSEMENTEIER . KNOPFMACHER.», spiegelverkehrt, auf Sockelplatte stehender Krieger in «altschweizerisch-vaterländischer Tracht» (Söldnerkleidung mit geschlitzten Beinkleidern und geschlitztem Wams) mit Federhut, in der rechten Hand eine Militärepaulette haltend, in der erhobenen Linken weitere Militärepaulette mit Quastenschnur reckend, daneben eingezogener Thurgauer Wappenschild, darunter «C. THURGAU / (Arabeske)». Ovale Linieneinfassung. Aussen Perlrahmung.
Rs.: Handhabe aus achteckigem schlankem eisernem Schaft mit abgesetztem rundem Fuss auf runder Bodenplatte, an welche die Siegelstempelplatte aus Messing gelötet ist. Am Rand des Fusses nachträglich angebrachte Einkerbungen zur Ausrichtung der Siegelstempelplatte beim Siegeln.

Korrektur des Graveurs bei «EM» des Wortes «POSEMENTEIER» der Umschrift.
Posamentierer und Knopfmacher fertigten kunstvoll gestaltete Textilapplikationen, wobei sich Posamentierer auf Schmuckbesätze aus Quasten, Fransen sowie Borten und Knopfmacher auf verzierte Köpfe spezialisierten. Posamentenknöpfe bestanden aus einem Holzknopf, der mit gewickelten, gewebten und gestickten Garnen überzogen wurde. Eine andere Machart waren die Zwirn- oder Wäscheknöpfe, die aus einem Aluminiumkern bestanden.
Besonders einträglich für diese Handwerker war die Produktion von Rangabzeichen für Uniformen im militärischen und diplomatischen Bereich. Entsprechend hält die Figur des Kriegers auf der Stempelplatte zwei reich geschmückte Epauletten in ihren Händen. Auch die vielgliedrige Quastenschnur neben dem Wappenschild, welche an den Behang der Kardinalshüte erinnert, war in vereinfachter Form beliebt bei den militärischen Kopfbedeckungen (Tschakos) des frühen 19. Jhs. als Behang oder Fangschnur.

Eine Einung war eine Schwurgemeinschaft, in diesem Fall der Zusammenschluss von Handwerkern zu einem Bündnis mit vereinbarten und beschworenen Rechtsordnungen und Satzungen, vergleichbar einer Zunft.
1. Hälfte 19. Jh./ab 1803
L. 8.5, B. 3.5, H. 3.9 cm
Messing, graviert; Eisen, geschmiedet, gelötet
T 26943
Anne-Marie Dubler: Einung, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 14.11.2005. https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/016406/2005-11-14/, aufgerufen am 17.08.2022.
Schlagwörter: Sphragistik, Kunsthandwerk, Beruf, Gewerbe, Handwerk, Textilien, Bekleidung, Kommunikation, Justiz, Heraldik