Verwaltungsstempel: Querovaler Tintenstempel des Bezirksarzts von Weinfelden, mit Holzgriff

Vs.: «BEZ= WEINFELDEN / C. THURGAU», spiegelverkehrt, in ovaler Umrahmung, in der unteren Hälfte blattartige Verzierungen, im Feld gerader Schriftzug «Phÿsikat», spiegelverkehrt, Feld und Zwischenräume schraffiert.
Rs.: Gedrechselter balustrierter Holzgriff mit pilzförmigem Griff und abgesetztem Fuss, an welchem die ovale Stempelplatte aus Messing mittels eines formgleichen eisernen Zwischenstücks befestigt ist.
Das G von THURGAU wurde nachträglich repariert (Lötzinn).

Das Amt des Physikats entsprach demjenigen eines Bezirksarzts, der die oberste staatliche Aufsichtsbehörde im Bezirk betreffend das öffentliche Gesundheitswesen war.
Zum einen übte der Physikat Kontrollfunktionen aus. So oblag ihm die Aufsicht über das Medizinpersonal (Ärzte, Apotheker, Hebammen) sowie über das Impfwesen. Er verordnete Massnahmen bei Epidemien und überwachte die Durchsetzung der Leichenschau sowie der gesetzlichen Auflagen im Beerdigungswesen. Zum anderen war er als Arzt tätig, indem er als Gerichtsmediziner Morde und Selbstmorde obduzierte, Milizpflichtige untersuchte und amtliche Scheine zur Bewilligung eines Gifts ausstellte. Zudem gehörten zu seinen weitläufigen Tätigkeiten auch veterinäre Aufgaben. So überprüfte er den Viehhandel, die Viehzucht und die Viehversicherung. Schliesslich verfasste er jährlich einen ausführlichen Bericht an den Sanitätsrat (bis 1869), dem heutigen Amt für Gesundheit.

Die Bezirke sind die nachfolgenden Verwaltungseinheiten der in der Helvetik (1798–1803) geschaffenen Distrikte, die in der Zeit der Mediation (1803–1813) in Oberämter umbenannt wurden. Seit 1831 tragen die territorialen Einheiten die bis heute gebräuchliche Bezeichnung Bezirk. Seit dem 1. Januar 2011 zählt der Thurgau nur noch fünf Bezirke: Arbon, Frauenfeld, Kreuzlingen, Münchwilen und Weinfelden.

1831/19. Jh.

L. 6.9, B. 3.7, H. 2 cm

Messing, graviert; Eisen, geschmiedet, gelötet; Ahorn (?), gedrechselt

Mc 89

Markus Oettli, Das Amt des Bezirksarztes («Das Physikat») im Rahmen der thurgauischen Sanitätsorganisation 1803–1869, Erläutert am Beispiel von Elias Haffter (1803–1861), Bezirksarzt in Weinfelden 1837–1861, Zürich 1982, S. 46–103.

Schlagwörter: Sphragistik, Staatliche Institutionen, Kommunikation, Justiz, Gesundheitswesen, Hygiene